Als Folge eines einstimmig gefassten Beschlusses ihres Rates hatte die Gemeinde Auetal am 1. Januar 2005 ihre komplette Abwasseranlage an den Wasserverband Nordschaumburg gegen die Zahlung von 6,5 Mio. Euro abgegeben. Das Fazit des Auetaler SPD-Fraktionschefs: „Wir sehen im Nachhinein keine Probleme, wir haben es nicht bereut”.
Priemer und Bethge machten deutlich, dass im Vorfeld des damaligen Beschlusses eine Kostendeckung beim Betrieb der Anlage nicht gegeben war und dringende Investitionen im Abwasserbereich anstanden, das Geld aber nicht vorhanden war und somit ein Zwang zum Verkauf bestand. Durch den Verkauf an den Wasserverband, der sich als verlässlicher Partner erwiesen hat, hat sich die Gemeinde durch einen Sitz in der Verbandsversammlung ein Mitspracherecht bewahrt. Zwar ist nach beider Aussagen eine gewisse Eigenständigkeit aufgegeben worden, die Mitarbeit im Vorstand des Wasserverbandes ist jedoch von partnerschaftlichem Verhalten geprägt und die Interessen der Gemeinde Auetal werden bei anstehenden Entscheidungen berücksichtigt.
Die Abwassergebühren von 3,10 Euro blieben stabil - dies trotz durch den Verband vorgenommener Investitionen in der Nachklärung in Höhe von 600.000 Euro. Langfristig hoffen beide Politiker auf ein Absenken der Abwassergebühren. Werden Gebühren durch die Nutzer nicht gezahlt, geht das die Gemeinde nichts mehr an, die Forderungen treibt der Wasserverband ein. Das Personal, das bis zum Verkauf des Abwasserbereiches auf der Lohnliste der Gemeinde stand, wurde vom Verband übernommen.
Mit den erhaltenen 6,5 Mio. Euro investierte die Gemeinde in den Straßenbau, in kommunale Einrichtungen, füllte die Rücklage des Gemeindehaushalts auf und konnte den Etat sanieren - alles Maßnahmen, die ohne den Verkauf nicht hätten getätigt werden können. Nach Bethges Worten reicht das Geld noch länger. Der Verkauf an einen privaten Betreiber wie den Hamburger Wasserverband, der ebenfalls Interesse bekundet hatte, stand im Rat nie zur Diskussion. Dieser wirtschafte, so die beiden Auetaler, mit dem Ziel der Gewinnmaximierung, dies sei beim Wasserverband Nordschaumburg nicht der Fall.
In seinem Fazit zeigte sich Thomas Priemer sichtlich zufrieden: „Wir haben eine defizitäre Anlage abgegeben, der Wasserverband arbeitet erfolgreicher, Synergieeffekte müssen vorhanden sein.” Allerdings habe die Gemeinde infolge des Versiegens einer Einnahmequelle eine Stelle im Rathaus abbauen müssen.
Nicht ausräumen konnten die Gäste Befürchtungen Lindhorster Ratsmitglieder, dass die mit 2,40 Euro moderaten Abwassergebühren im Bereich der Samtgemeinde Lindhorst nach einem möglichen Verkauf an den Wasserverband angehoben werden könnten, da die Gebühren dann durch den Verband festgesetzt würden.
Thomas Priemer empfahl im Falle eines Verkaufs, die Gebührensicherheit per Vertrag herzustellen. Foto: privat