Die olympischen Spiele 2024 enden für mich erst an diesem Wochenende! Zur Erklärung: Die paralympischen Spiele gehören aus meiner Sicht selbstverständlich dazu – und das aus gutem Grund. Dazu später mehr.
1. Der Medaillenspiegel
Zugegebenermaßen zeigt der reine Blick auf den Medaillenspiegel der diesjährigen Olympischen Spiele erneut die schlechteste Platzierung Deutschlands seit der Wiedervereinigung. 1992 belegte Deutschland in Barcelona Platz 3, ebenso wie 1996 in Atlanta. Mit Platz 10 ist der bisherige Tiefpunkt in Paris erreicht. Lediglich 33 Mal wurde Gold, Silber und Bronze gewonnen – allein so viele Goldmedaillen erreichten die deutschen Sportler in Barcelona. Ein Drittel der Plätze eins bis drei belegten Sportler in Paris bei den Disziplinen Reiten und Kanu (sechs Mal Gold). Meine absoluten persönlichen Favoriten sind aber die deutschen Olympiasiegerinnen der Frauen im 3X3 Basketball und das Gold-Team der Triathleten. Meine Hochachtung gebührt aber ebenso allen 427 Teilnehmern der deutschen Mannschaft! Wer es zu Olympia geschafft hat – Kompliment – der Gründer der modernen olympischen Spiele, Pierre de Frédy, Baron de Coubertain, hat den olympischen Gedanken geprägt: „Das Wichtigste an den olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme …“. Das wird meines Erachtens nach zu häufig vergessen, frei nach dem Motto: The second ist the first looser!“ (Der Zweite ist der erste Verlierer).
2. Die Sportförderung
Die Sportförderung in Deutschland steht insbesondere nach solchen Großereignissen immer wieder auf dem Prüfstand und wird auf breiter Basis kritisiert. Ich gebe zu, dass ich mich hier auf zu dünnem Eis bewege. Natürlich könnte ich jetzt „googeln“, welche Fördersummen für die unterschiedlichsten Kader vorgesehen sind, macht mir aber keinen Spaß. Es gehört viel mehr dazu, als eine nackte Geldsumme. Sportfördergruppen bei der Bundeswehr, den Polizeien des Bundes und der Länder, sind sicherlich eine gute Idee, um eine gewisse soziale Sicherung der Sportler zu garantieren – ob das für die Weltspitze ausrecht, kann und will ich auch gar nicht beurteilen. Aufgeschreckt hat mich schon das Angebot eines niedersächsischen Unternehmers, der den Medaillengewinnern bei den nächsten Spielen in Los Angeles, zusätzlich zu den Prämien in Höhe von 20.000, 15.000 und 10.000 Euro, nochmal dieselben Summen ausloben will. Mit der Maßnahme sollen nach Unternehmensangaben auch weitere Unterstützer des Sports motiviert werden. Übrigens, in den USA erhalten die Olympia-Ersten bis -dritten auch nur Prämien von umgerechnet knapp 35.000, 21.000 und 19.000 Euro Prämie, da hatte ich zuvor mit deutlich mehr gerechnet. Wahrscheinlich ist das Trainingsumfeld in den USA deutlich besser, als in Deutschland – wenn schon Universitäten Spitzensportler auf ihren Wettkampfstätten hervorbringen. Eine Reihe deutscher Spitzenathleten trainieren ebenfalls in Amerika.
3. Die Paralympics
1960 fanden die ersten „Weltspiele der Gelähmten“ in Rom statt. Daraus entstanden 1964 die II. Paralympics, übrigens ein „Kofferword“, bestehend aus dem griechischen Para = neben und Olympics. Ursprünglich bestand der erste Teil aus dem „paraplegic“=querschnittsgelähmt (engl.) Um auch andere „Behinderungen“ zu erfassen, wurde der Begriff neu definiert. 143 Sportler mit Einschränkungen umfasst das deutsche Team bei den Spielen in Paris. Die sportlichen Leistungen dieser Athleten kann gar nicht hoch genug bewundert werden. Sie genießen mit Abstand nicht die – durchaus kritikfähigen – Förderungen der gesunden Sportler, bringen sich aber ebenfalls an die körperlichen Grenzen in ihren Sportarten. Wenn ich dann auch in diesem Jahr die Art und Weise sowie den Umfang der allgemeinen Berichterstattung in den Medien verfolge, bin ich gelinde gesagt, enttäuscht. Selbst der Gewinn einer Goldmedaille, ist nicht mehr als eine journalistische Randnotiz wert. In den Nachrichtensendungen der Landes-Radiosender – hier NDR – werden ehr die letzten Fußballergebnisse der ersten und zweiten Liga vermeldet, als ein solcher Erfolg. Vergleicht man die Berichterstattung von den Olympischen Spielen mit denen der Paralympics, zeigt sich dasselbe Bild. Schade!
4. Olympia nach Schaumburg holen!
Zu guter Letzt, der Blick auf das andere Ende des Sports, den Breitensport in den Vereinen in Stadt und Land. Hier werden die zukünftigen Medaillengewinner geboren, laufen die ersten Bahnen, werfen den ersten Ball und schwimmen die ersten Bahnen. Wann und wie ich den Nachwuchs „auf den Weg“ zum Leistungssportler bringe, dürfte den wenigsten Trainern und Übungsleitern am Ende wirklich bekannt sein. Da hat ein ehemaliger Leistungssportler des Kreissportbundes Schaumburg (KSB) die Idee, vor und nach den Olympischen Spielen quasi vor der Haustür, zwei in Deutschland einmalige Veranstaltungen zu organisieren. Mit großem persönlichen Engagement und ebenso großem Aufwand, mit Unterstützung örtlicher Unternehmen, konnte der KSB hier nach Schaumburg Spitzensportler, Spitzentrainer und Spitzenfunktionäre einladen. Diese waren dermaßen überzeugt von der Idee, dass sie sogar gänzlich auf Bezahlung verzichteten. Aus Leipzig wäre der Cheftrainer der deutschen Triathleten Thomas Möller gekommen (Gold in Paris). Ebenfalls aus Leipzig, der Direktor des international renommierten Institutes für angewandte Trainingswissenschaft (IAT), Dr. Marc-Oliver Löw. Vom Institut für Sportmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften hätte der Institutsleiter, Professor Dr. Ronald Wadsack, Rede und Antwort gestellt. Niedersächsische Spitzensportler wie Luna Bulmahn, Merle Homeier und Tina Deeken, mehrfache Weltmeisterin im Para-Eisschwimmen und Triathletin, wären unserer Einladung gefolgt, wenn … ja wenn von den über 200 Vereinen in Schaumburg mit über 50.000 Mitglieder, mehr als 12! Personen der Einladung gefolgt wären und das bei freiem Eintritt, Getränken und Snacks. Allen Protagonisten musste abgesagt werden – sorry – ich habe kein Verständnis für ein solches Desinteresse.
Ihr Axel Bergmann