Gemeinsam mit Vertretern der Kirchen übergab die Verwaltung der Samtgemeinde Nenndorf auf dem Bad Nenndorfer Friedhof einen „Sternenkinderbaum“ seiner Bestimmung. Es ist ein Taschentuchbaum auf einem Rundbeet, in unmittelbarer Nähe der Kindergräber, der einen besonderen Ort der Trauer bietet. Ein Ort für Menschen – Mütter, Väter, Großeltern und weitere Angehörige – die um ihr „Sternenkind“ trauern.
„Wenn eine Schwangerschaft nicht vierzig Wochen dauert, sondern sich das kleine Wunder viel zu früh auf die Reise ins Leben begibt, stehen Eltern, Hebammen und Klinikpersonal großen Herausforderungen gegenüber“, beschreibt Andrea Harmening von der städtischen Friedhofsverwaltung den Hintergrund für diesen neuen Ort in Bad Nenndorf. Nur etwa 67 Prozent der Schwangerschaften enden mit der Geburt eines voll entwickelten Kindes. „Schätzungsweise 300.000 Kinder ziehen in Deutschland jährlich zu den Sternen, weil sie während der Schwangerschaft, der Geburt oder kurze Zeit später versterben“, erläutert Harmening, die sich für diesen besonderen Platz einsetzte und seitens der Verwaltung und des Baubetriebshofes große Unterstützung dafür fand, „besonders für das, was die Umsetzung vor Ort anbelangt“, betonte sie während der Übergabe.
Das Thema der Sternenkinder ist weiterhin oftmals eine sehr sensible Angelegenheit für die betroffenen Mütter beziehungsweise Familien. Daher sei es für viele Betroffene wichtig, einen Anlaufpunkt zu haben, den man mit diesem Ort auf dem Friedhof anbietet. „Denn egal wie groß das Baby ist oder wie lange es die Mütter unter ihrem Herzen getragen haben, es ist und bleibt ein Wunder, was zum Familienleben dazu gehört“, so Harmening. Es gehe um das Behalten dürfen, nicht um das Loslassenmüssen. Und gerade unter diesem Gedanken wurde zusätzlich ein kleines Holzhäuschen platziert, zur Bereitstellung von gelben Sternen und kleinen Sternenbärchen. Betroffene und Angehörige können einen dieser Sterne entnehmen, beschriften und im Gedenken an ihr Kind an den Baum hängen. Die ersten Erinnerungssterne für Sternenkinder wurden durch Pastorin Anja Sievers und Samtgemeindedirektor Mike Schmidt am Taschentuchbaum angebracht, nach dem Berthold Koch, Diakon mit Zivilberuf, eine Segensgebet sprach. Im Anschluss darf man sich gerne ein Sternenbärchen als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Die ersten wurden vom Verein Sternenbärchen übernommen. In Zukunft kommen sie aus den Händen der Häkelgruppe der evangelischen Kirche Bad Nenndorf.
Es gibt viele Mütter, Väter und andere Angehörige, die schon vor vielen Jahrzehnten ein Kind verloren haben, ihr Leben lang nicht über ihr Schicksal sprachen und sich nie von ihrem Kind verabschieden konnten. Gleich, ob der Schicksalsschlag schon mehrere Jahre oder Jahrzehnte zurückliegt oder erst vor kurzem über die Familie hereinbrach – unter dem Sternenkinderbaum sollen alle Betroffenen einen Ort der Trauer und des Trostes erfahren. Dazu können sie auch auf einer der Bänke verweilen und ihren Gedanken folgen. Diakon Koch betonte, dass dieser Ort gar nicht wertvoll genug eingeschätzt werden könne. Hierbei sprach er aus eigener Erfahrung, als Betroffener Vater. Vor mehr als zwanzig Jahren habe seine Frau und er sich von zwei eigenen Sternenkindern verabschieden müssen. Katharina Abel gab eine kurze Information über den Verein „Sternenkind Schaumburg“, einem Netzwerk für Hilfe, Beratung, Unterstützung und Begleitung „nach stiller Geburt“ in Schaumburg. Sie ist zu erreichen unter www.sternenkind-schaumburg.de.