So kommt zur Sinnsuche über den Toten, den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft die Suche nach dem Sinn ihres Gedenkens. Ein, wie ich schmerzlich empfinde, Drang dem Zeitgeist Raum zu schaffen oder vielleicht doch die alte Last unseres Gewissens abzuschütteln. Und es wird uns leicht gemacht. Die einen mögen sich gerne hinter die so sehr in Mode gekommene politische Korrektheit zurückziehen. Andere wiederum halten so einen Tag des Gedenkens für schlichtweg überkommen. Doch ist es nicht so, dass der Tod so vieler unzähliger Menschen, alte, junge, Männer, Frauen und Kinder niemals ein alter Hut ist oder je war?
Sich hinter einem allgemeinen Konsens zu verbergen, scheint einfach zu sein. Aber sagte nicht Jesus: Das Tor ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt. Deshalb ist mir eine solch komfortable Lösung verwehrt. Menschen stellen mir Fragen in ihrer Trauer, ihrer Not und ihrem Leid. Sie erwarten Antworten. Und auch wenn wir sie gemeinsam nicht finden, so heißt es doch zumindest, den Schmerz gemeinsam auszuhalten. Das ist jedenfalls oft der schmale, steinige und unbequeme Weg. Festzuhalten ist, dass es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragestellungen gibt.
Mir hilft es dann zum Volkstrauertag, mir bewusst zu machen, dass dieser Tag kein kirchlicher Feiertag ist. Nein, das ist kein Ausweichen oder Abducken, denn dieser vorletzte Sonntag im Kirchenjahr ist der Verantwortung und der Umkehr zugeschrieben. Da heißt es: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Und das nimmt jede und jeden von uns in die Pflicht, aus den Lektionen vergangener Tage zu lernen und uns unserer Verantwortung gegenüber uns selbst, unseren Nächsten, der Schöpfung und der Welt bewusst zu werden.
Ein guter Freund sagte hierzu: Wenn das mit der Rechenschaft wirklich so stimmt, dann sollten wir gut vorbereitet sein. Und dafür bedarf es sicherlich mehr als nur eines Tages im Jahr.