Vor 86 Jahren, am 9. November 1938, brannten auch in Rinteln Tora-Rollen aus dem jüdischen Gebetshaus in der Bäckerstraße vor dem Brunnen an der St. Nikolai-Kirche. Jüdische Geschäfte wurden geplündert, das Gebetshaus überfallen, Menschen wurden durch die Straßen getrieben. Pastor Dr. Jörg Mosig erinnerte am 9. November an dieses Pogrom und zitierte aus der Lutherbibel Psalm 74: „Sie verbrennen dein Heiligtum, bis auf den Grund entweihen sie die Wohnung deines Namens. Sie sprechen in ihrem Herzen: Lasst uns sie allesamt unterdrücken! Sie verbrennen alle Gotteshäuser im Lande!“ Die von den Nazis organisierten Aktionen sind auch 86 Jahre danach von hoher Aktualität, denn wieder erstarkt Antisemitismus bis in die Mitte der Gesellschaft: „Die Erinnerungen sind daher so wichtig wie eh und je“, so Mosig. Bürgermeisterin Andrea Lange appellierte: „Wir müssen junge Menschen zu verantwortungsbewussten Gliedern der Gesellschaft erziehen und den Abgesang an die Demokratie nicht hinnehmen!“ Wer seine Demokratiepflichten aufgebe, der verwirke auch seine Demokratierechte! Alexander Czaske und Heffa Nikolaewitsch begleiteten musikalisch das Gedenken, Robin Burgmaier las Gedichte. Uwe Kurt Stadt verlas dann noch die Namen von Rintelner Juden, die von Verfolgung, Deportation und Ermordung betroffen waren. Am Glasbläserbrunnen auf dem Kirchplatz fanden sich zahlreiche Menschen zusammen, um sich zu erinnern und zu gedenken und damit auch ein Zeichen zu setzen: „Nie wieder ist jetzt!“