Ein dauerndes Ärgernis am Steinhuder Meer, das auch immer wieder die Gemüter erhitzt, ist der Schlamm und die Schlammbildung. Nicht wenige Anlieger und Nutzer fordern die Entschlammung der Deipen und sehen darin auch eine grundsätzliche Lösung des Problems. In diese Richtung geht auch - wie berichtet - die Forderung des Vereins zum Erhalt des Steinhuder Meeres, der sich dabei auf ein Gutachten von Hansjörg Küster stützt. Auf Nachfrage dieser Zeitung hat Conrad Ludewig vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser zu den Thesen von Küster Stellung bezogen.
Mit einer mittleren Tiefe von 1,35 Meter ist das landeseigene Steinhuder Meer das größte Gewässer der niedersächsischen Seen und der größte Flachsee Deutschlands. Als Flachsee hat das Steinhuder Meer eine stetige Tendenz zur Verlandung. Der Schlamm ist grundsätzlich ein natürlicher Bestandteil des Meeres, wobei Nährstoffeinträge die Schlammneubildung verstärken. Auf diese grundsätzlichen Fakten verweist Ludewig einleitend.
Das Hauptproblem sieht Ludewig in der Treibmudde. Der Wegfall der stabilisierenden Unterwasservegetation seit den 1950er Jahren sorgt dafür, dass sich die Treibmudde vor allem in strömungsberuhigten Gebieten ablagert, wo sie zu erheblichen Problemen bei der touristischen Nutzung des Meeres und bei den Stegbetreibern führt. Die immer wieder stattfindenden Entschlammungsmaßnahmen dienen lediglich des Erhalts des „status quo“ im touristisch genutzten Bereich. Zur Zeit beginnen die Spülarbeiten am Nordufer Richtung Polder Großenheidorn. Laut Planung sollen circa 80.000 m³ Schlamm gepumpt und in Großenheidorn eingespült werden.
In seinem Gutachten hatte Küster vermutet, dass irgendwann einmal Schlamm in die Deipen gepumpt wurde, was zu ihrer heutigen Verschlammung geführt hat. Nach den Ausführungen von Ludewig, der sich dabei auf Unterlagen der damaligen Bezirksregierung beruft, kam es in den Jahren 1992 bis 1994 tatsächlich zu Umspülungen von insgesamt 28.000 m³ Schlamm im Steinhuder Meer. Allerdings nicht direkt in die Deipen. Es ist dabei aber nicht auszuschließen, dass eine Teilmenge in die Deipen abdriftete. Allerdings schließt er aus, dass dies zu nachhaltigen Veränderungen in den Deipen geführt haben könnte. Stattdessen hält er es für viel wahrscheinlicher, dass die natürlichen Strömungen hauptsächlich zur Ablagerung von Schlamm und Sand geführt haben. Laut Ludewig befinden sich bei stürmischem Wetter rund 150.000 m³ Treibmudde im Wasserkörper des Sees. Aufs Jahr gesehen, würde so auf natürliche Weise weit mehr als 1.000.000 Mio. m³ Schlamm im Steinhuder Meer umgelagert werden.
Abgesehen davon, dass weder die Lagerkapazitäten noch die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, würde eine Entschlammung der Deipen aufgrund der vorhandenen Schlamm- und Sandmengen mehrere Jahre in Anspruch nehmen, so Ludewig. Parallel dazu könnten allerdings keine Maßnahme am Süd- und Nordufer durchgeführt werden, so dass es hier wahrscheinlich zu größeren Einschränkungen kommen würde. Aktuell wird es trotz der vielfach geäußerten Forderung nach Entschlammung der Deipen zu keiner entsprechenden Maßnahme in absehbarer Zeit kommen.