Wir hören schlechter, weil ab dem 60. Lebensjahr die Hörzellen degenerieren. Zunächst werden die hohen Töne nicht mehr wahrgenommen. Schleichend breitet sich der Hörverlust auf die mittleren und tiefen Frequenzen aus. Die Menschen passen sich diesem schleichenden Prozess an. Sie überspielen ihre Schwerhörigkeit und tun so, als würden sie alles verstehen. Doch dadurch geraten viele Senioren in die soziale Isolation: Sie bleiben Familienfeiern fern oder telefonieren nicht mehr mit den Enkeln. Schwerhörigkeit ist ein Tabu. Dr. Parwis Mir-Salim, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, erlebt nicht selten, wie Patienten in seiner Sprechstunde „in Tränen ausbrechen, wenn ich den langjährigen Hörverlust offen anspreche.“
Den ersten Schritt müssen die Patienten selbst tun und einen Hörtest machen. Diese Untersuchung beim Hörgeräteakustiker oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt bringt Klarheit. Moderne Hörgeräte sind klein und unauffällig. Die Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten. Wer bereit ist, so ein modernes Hörgerätesystem zu tragen, wird wieder mehr Freude am gesellschaftlichen Leben haben. An das neue künstliche Hören muss man sich jedoch erst gewöhnen. „Ich konnte plötzlich das Singen der Vögel wieder hören“, erinnert sich Ruth C. begeistert, die zuvor immer wieder in Gesprächen nachfragen musste: „Können Sie bitte etwas lauter sprechen?“ Sie ist froh, dass das vorbei ist. Foto: Umsorgt wohnen