Der steinige Weg zum Führerschein | Schaumburger Wochenblatt

Der steinige Weg zum Führerschein

Die Fragebögen mit den insgesamt 1.197 Fragen können online abgerufen werden. (Foto: ste)
Die Fragebögen mit den insgesamt 1.197 Fragen können online abgerufen werden. (Foto: ste)
Die Fragebögen mit den insgesamt 1.197 Fragen können online abgerufen werden. (Foto: ste)
Die Fragebögen mit den insgesamt 1.197 Fragen können online abgerufen werden. (Foto: ste)
Die Fragebögen mit den insgesamt 1.197 Fragen können online abgerufen werden. (Foto: ste)

Der landläufig als „Lappen” bezeichnete Führerschein war und ist bei jungen Menschen immer noch ein Symbol für ein Stück Freiheit und für selbstbestimmte Entscheidungen im Straßenverkehr. Doch Führerscheinprüfungen haben es auch in sich, die Anforderungen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie bieten die theoretische Grundlage dafür, dass Verkehrsteilnehmer die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit treffen und das soll dafür sorgen, dass man sich auf den jeweilig anderen Verkehrsteilnehmer verlassen kann und Unfälle möglichst vermieden werden. Fahrschulen legen mit theoretischem und praktischem Unterricht den Grundstein für diese Verlässlichkeit. Doch trotz intensiver Vorbereitung und Schulungsabenden, die 1.197 Fragen stellen viele Prüflinge vor Herausforderungen, die einige nicht beim ersten Mal bewältigen können. Dabei sind die Fragen komplett öffentlich abrufbar, so dass man sich eigentlich gut vorbereiten könnte. Dennoch ist die Durchfallerquote bei theoretischen und praktischen Erst- und Zweitprüfungen hoch. Wie die aktuellen Zahlen sind, was dahinter steckt und warum der Führerschein heute ein teures Unterfangen werden kann:

Der TÜV Nord ist im Landkreis Schaumburg zuständig für die Führerscheinprüfungen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass es im LK Schaumburg mehr Durchfaller bei theoretischen Prüfungen gibt als beispielsweise im Nachbarkreis Lippe. Das SW fragte nach bei Claas Alexander Stroh, dem „Manager Corporate Communications|Mobility des TÜV Nord, wie hoch die Durchfallerquoten beim ersten, zweiten oder auch dritten Versuch ist, ob es signifikante Unterschiede zwischen den Regionen gibt, ob es Manipulationsmöglichkeiten von Prüfern gibt und ob die Prüflinge ihre Fehler nach der Prüfung erkennen und somit beim nächsten Mal verhindern können.

TÜV verzeichnet hohe Nichtbesteherquoten

Stroh stellt einleitend klar: „Entsprechend der gesetzlich festgelegten Qualitätsanforderungen führt eine Technische Prüfstelle (TP) in ihrem zugeordneten Zuständigkeitsbereich mit den in ihr organisierten amtlich anerkannten Sachverständigen die Fahrerlaubnisprüfung ohne Gewinnerzielungsabsicht durch. Für die angefragten Landkreise (Schaumburg und Lippe) sind in diesem Fall wir als TÜV NORD verantwortlich.” Alle Prüfstellen im gesamten Bundesgebiet verzeichneten weiterhin hohe Nichtbestehensquoten. Dies gelte auch für die vielen Wiederholungsprüfungen. „Die Zahlen lassen sich jedoch nicht auf einzelne Landkreise herunterbrechen, da die Nichtbestehensquoten immer nur für gesamte Bundesländer erhoben werden”, so Stroh. Hohe Nichtbestehensquoten verzeichneten insbesondere die Stadtstaaten und Bundesländer mit vielen Großstädten, in denen der Verkehr meist deutlich komplexer sei.

Rund 45 Prozent rasseln durch

Für das TÜV NORD-Geschäftsgebiet Hannover, in dem auch der Landkreis Schaumburg verortet ist, lag die Nichtbestehensquote im vergangenen Jahr in der Führerscheinklasse B für Pkw in der Theorie bei 45,2 und in der praktischen Prüfung bei 40 Prozent. Das TÜV NORD-Geschäftsgebiet Ostwestfalen mit dem Landkreis Lippe verzeichnete im Jahr 2024 Nichtbestehensquoten von 43,4 in der Theorie und 36,5 Prozent in der Praxis. Das Gerücht der schlechtern Bedingungen für Prüflinge im LK Schaumburg ist somit nicht nachvollziehbar.

Fehler direkt nach der Prüfung einsehbar

Ist die Theorieprüfung beendet, erhalten die Prüflinge das Ergebnis (bestanden/nicht bestanden) direkt auf ihren Prüfungsrechner und können hier auch alle Fragen und die dazugehörigen Lösungen sowie ihre abgegebenen Antworten einsehen. Gemachte Fehler können so künftig vermieden werden. „Manipulationen durch Prüfende sind ausgeschlossen – sowohl systemisch als auch organisatorisch”, versichert Claas Alexander Stroh. „Unsere Prüfprozesse sind transparent, standardisiert und werden regelmäßig durch interne sowie externe Stellen überwacht.” Praktische Prüfungen beispielsweise würden digital dokumentiert, theoretische Prüfungen erfolgten computergestützt und seien durch technische Schutzmechanismen abgesichert. Mehr Informationen im zweiten Teil unseres Artikels in der kommenden Woche.


Sonja und Stephan Weichert
Sonja und Stephan Weichert

Freie Journalisten

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