Vor unserem Umzug hing an unserem Kühlschrank eine Liste mit „vom Aussterben bedrohten Wörtern“ auf einem Magnetstreifen.
Vor unserem Umzug hing an unserem Kühlschrank eine Liste mit „vom Aussterben bedrohten Wörtern“ auf einem Magnetstreifen.
Leider habe ich die Liste beim Umzug verloren. Zurzeit würde ich nämlich gern das Wort „Dankbarkeit“ an unserem Kühlschrank lesen. Gerade jetzt, wo so viel Schlimmes geschieht, ist dieses Wort hoch gefährdet. Bei all den schlechten Nachrichten, die Sorgen und Ängste verursachen, vergessen wir, was wir an Gutem alles haben. Wofür wir wirklich dankbar sein können:
In unserem Land herrscht kein Krieg. Wir haben ausreichend zu essen und zu trinken, ein Dach über dem Kopf und Kleidung. Viele können es sich leisten, in Urlaub zu fahren. Wir haben genug, um teilen zu können. Wir leben gewissermaßen im Überfluss. Sind wir uns bewusst, wie reich unser Tisch gedeckt ist? Ich bin dankbar für das Essen, das ich Tag für Tag bekomme. Ich bin dankbar für die Vielfalt dessen, was wächst und gedeiht. Ich bin dankbar für die Arbeit der Landwirte, die dahintersteckt. Ich bin dankbar für die Ernte. Auch im übertragenen Sinn: Für alles, was mein Leben schmackhaft macht, was mich erfreut, was mir die Fülle des Lebens zeigt. Macht der Überfluss das Danken überflüssig? Hat die Dankbarkeit einen Platz in unserem Leben? Oder leben wir wie die Familie des kleinen Kevin? Da war ein Schulkamerad bei ihm zu Besuch und fragte: „Betet ihr denn nicht vor dem Essen?“ Kevin antwortete: „Wir müssen nicht beten. Meine Mutter kann kochen.“ Hier wird eine weit verbreitete Dank- und Gedankenlosigkeit ausgesprochen. Zählt die gute Zubereitung mehr als der Geber der guten Gabe? Wo nicht mehr gedankt wird, tritt die eigene Tüchtigkeit an die Stelle des Schöpfers.
Wer dankt, wechselt den Blickwinkel. Er sieht die Welt mit den Augen Gottes. Er erkennt, dass wir nicht nur auf die eigene Leistung angewiesen sind. Er entdeckt, wie viel Gott in mein Leben hineingelegt hat. Das macht den Alltag sinnvoll und wertvoll. Wer dankt, wechselt den Blickwinkel. Könnte das auch für den 34. Jahrestag der Deutschen Einheit gelten, den wir vor kurzem gefeiert haben? Wie denken wir im Rückblick darüber? Ein glücklicher Zufall der Geschichte? Oder Grund zur Dankbarkeit gegenüber Gott? Lassen wir uns durch Medien und Politiker nicht dazu bringen, dass wir uns ständig um alles Mögliche sorgen. Das zermürbt uns. Seien wir stattdessen dankbar sein für all das, was wir haben. Wir dürfen alle unsere Meinung frei äußern, egal wie abstrus sie sein mag. Wir dürfen auf unsere Regierung schimpfen, aber sie auch loben. Wir können uns über das Internet Informationen aus aller Welt holen. Ist das alles nicht großartig?
Wer dankt, wechselt den Blickwinkel. Einige unserer Sorgen-Fragen hat die holländische Band „Bots“ so umformuliert: „Was sollen wir trinken, sieben Tage lang?“ Aber anstatt ein Getränk zu benennen, besingen sie ihre Ziele: „Es wird genug für alle sein, wir trinken zusammen, nicht allein. Dann wollen wir schaffen, sieben Tage lang, komm fass an. Und das wird keine Plagerei, wir schaffen zusammen sieben Tage lang. Jetzt müssen wir streiten, keiner weiß wie lang; ja, für ein Leben ohne Zwang. Dann kriegt der Frust uns nicht mehr klein, wir halten zusammen, keiner kämpft allein!“ Ich will dieses Kneipenlied nicht christlich taufen. Mir gefällt aber die Abwendung vom Einsamkeitstrinken zum kollektiven Anstoßen. Die Absage gegen Plagerei und Zwänge. Und vor allem die „sieben Tage“. Sie erinnern an die 7 Tage des Schöpfungsberichts und sind übertragbar auf Gottes Neue Schöpfung. Auf die Erschaffung eines attraktiven Himmels und einer neuen Erde, auf der uns das Tun des Gerechten besser gelingen wird als bisher. Wenn wir aus diesem Vertrauen leben können, werden wir Gottes Segen im eigenen Leben entdecken und selbst zum Segen für andere werden. Das wünsche ich uns.