Mariella Conrad ist besonders die Allgemeinverbindlichkeit der Tarife wichtig, da diese die Wettbewerbsgerechtigkeit sichert. „Wir werden Kollegen zur Anzeige bringen, die die Mindestlöhne nicht einhalten. Denen droht dann nicht nur die Nachzahlung, sondern ein zusätzliches Bußgeld”, verspricht Pape, der auch gleich einen Hinweis für die Kunden hat: „Ein Haarschnitt für 8 Euro ist bei Einhaltung der Vorgaben betriebswirtschaftlich nicht möglich.” Zum oft angeführten Thema Altersarmut äußerte sich Altgesellin Ruth Stubel, die bereits seit 50 Jahren als Friseurin arbeitet. „Ich würde den Beruf immer wieder ergreifen, da er kreativ und kundenbezogen ist. Wer sein Berufsleben lang ohne Pausen in unserem Handwerk arbeitet, bekommt auch eine entsprechende Rente.” Das Problem der Altersarmut sieht Stubel bei denen, die aufgrund von Kindererziehungszeiten oder anderen Gründen längere Ausfallzeiten haben. „Das betrifft aber auch Frauen im Einzelhandel und anderen Berufszweigen.” Ein Problem im Friseurhandwerk sind die intern „17-fünfer” genannten Betriebe. „Die machen einen Jahresumsatz von 17.500 Euro, was einen Tagesumsatz von 66 Euro bedeutet. Davon kann man nicht leben - sie machen unseren alteingesessenen Geschäften aber das Leben schwer. Die ersten drei Jahre zahlt der Staat für die 17-fünfer die Beiträge zur Renten- und Sozialversicherung. Für mich ist das legalisierte Schwarzarbeit”, moniert Ringel. Dabei, so die Verantwortlichen unisono, biete das Friseurhandwerk derzeit beste Möglichkeiten. „Wir müssen in die Auszubildenden investieren und ihnen einen guten Start in den Beruf ermöglichen. Ich bilde gerne aus und möchte die Leute auch behalten”, lautet Emidio Gaudiosos leidenschaftliches Plädoyer. „Wer sich weiterbildet kann auch im Theater, beim Fernsehen oder in der Industrie arbeiten.” Eine weitere Chance bietet die Tatsache, dass in absehbarer Zeit die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Arbeitsleben ausscheiden und dadurch viele Betriebe zur Übernahme anstehen. Ein Sonderlob verteilte Fritz Pape für die Ausbildung von Geflüchteten. „Im Schaumburger Handwerk leisten die Unternehmen viel für die Integration – etwa 15 Prozent der Azubis sind Flüchtlinge. Auch hierbei sind die Friseure führend!” Foto. pp