Am 2. April verabschiedete Oberfinanzpräsident Ernst-Günter Kapitza den bisherigen Vorsteher des Finanzamtes nach zweieinhalb Jahren. Er wechselt als Vorsteher zum Finanzamt für Großbetriebsprüfung in Hannover. Ausschlaggebend hierfür war vor allem die geringere Fahrzeit zur Arbeit. Seine Kinder zeigten sich jedoch enttäuscht, dass „ich nicht mehr in einem Schloss sitze”, so Witte augenzwinkernd. Nun könne er höchstens auf ein paar Kühe an der Tierärztlichen Hochschule nebenan verweisen. Besonders wegen seinem Humor wird er vielen im Gedächtnis bleiben, betonten die Redner der Feierstunde. Sein fürstliches Büro mit Kamin, Balkon und Blick auf den Stadtgarten, übernimmt Jörg Hopfe.
Nach der Schulzeit in Nordrhein-Westfalen und Studium in Bayern, begann Hopfe seine berufliche Laufbahn 1990 in der niedersächsischen Finanzverwaltung. Ab 1992 war er Referatsleiter im Finanzrechenzentrum der Oberfinanzdirektion. Im Jahre 2002 wurde er zum ständigen Vertreter des Vorstehers beim Finanzamt Hannover-Nord ernannt. Seit Ende 2010 leitete er das Finanzamt Soltau. Mit seiner Familie lebt er heute in Langenhagen, hat aber durchaus auch schon die Reize des Schaumburger Landes erkannt. Um sich hier noch besser zu orientieren hat Farr ihm eine Schaumburger Landeskunde überreicht. Diese wurde ursprünglich für Siebtklässler entwickelt, werde aber auch bei den Erwachsenen immer beliebter, so der Landrat schmunzelnd.
Auch Bürgermeister Bernd Hellmann begrüßte den neuen Amtsinhaber im Namen der Stadt. Gerhard Pompe, Vorsitzender des Steuerberaterverbandes Stadthagen, hofft auch künftig auf konstruktive Zusammenarbeit. Die Steuerberater übersetzen komplizierte Steuergesetze, versuchen für ihre Mandanten das Beste zu erreichen und treten dafür beim Finanzamt als Vermittler auf.
Die Vorsitzende des Personalrates, Karin Röhrkasse, machte den neuen Vorsteher gleich mit alten aber immer noch aktuellen Problemen vertraut. Akut ist nach wie vor die Altersstruktur im Finanzamt. Der Altersschnitt liege bei Mitte 50. Hopfe sieht diesen Mangel an jungem Personal ebenfalls als Problem. „Der einzige Vorteil ist, dass ich mit nicht mehr so alt vorkomme”, scherzt Hopfe. Doch trotz fehlendem Personal lässt sich die Arbeitsmenge nicht beeinflussen. „Wir müssen die Arbeitslast gerecht verteilen.”
Unter der Überschrift „Ohne Steuern ist kein Staat zu machen”, ging Oberfinanzpräsident Kapitza auf aktuelle Fälle prominenten Steuerbetruges ein. Dies sei jedoch kein Phänomen der Elite. Allerdings finden die meisten Bürger laut einer aktuellen Umfrage, dass Steuerbetrug verwerflich ist - zumindest wenn die Täter reich und berühmt sind. „Mehr Verständnis wird oftmals aufgebracht, wenn der Normalbürger - oder man selbst - bei den Steuern trickst”, so Kapitza, „das Opfer sei ja nur der Staat.” Dabei schädige ein derartiges Verhalten letztlich allen.
Er betonte weiter, dass der Steuergesetzgeber in erster Linie die Finanzierung des Staates sicherzustellen habe und der Staat seinen Steueranspruch daher auch konsequent durchsetzen müsse - letztlich auch mit Freiheitsentzug. Gefordert sei hier eine effektive Steueraufsicht, die mit ihren Instrumenten und ausreichender Personalausstattung dafür sorge, dass der Staat die ihm zustehenden Mittel auch tatsächlich erhalte. Foto: ag