In fünf Minuten von der Automobilkauffrau zum Fachinformatiker für Systemintegration: Nicht überall geht es beruflich so rasant zur Sache, wie beim Speed-Dating für Schüler auf Ausbildungssuche. Doch genau darum ging es bei der zweitägigen Veranstaltung der BBS in dieser Woche: In möglichst kurzer Zeit möglichst viele Eindrücke aus der Arbeitswelt sammeln und als Grundlage für den eigenen Start ins Berufsleben nutzen. Auszubildende heimischer Firmen aus 26 verschiedenen Bereichen wurden dafür von ihren Arbeitgebern freigestellt und standen für Gespräche zur Verfügung. Per Gongschlag waren Anfang und Ende des kurzen Interviews markiert, bevor es weiter zum nächsten Tisch ging.So konnten knapp 100 Schüler innerhalb von zwei Stunden dieses besondere Angebot durchlaufen. Wieviel sich innerhalb von wenigen Minuten erfahren lässt, haben Milena Witte und Madeleine Kruppa getestet. Die Helpsenerinnen sind wie viele ihrer Mitschüler der neunten und zehnten Klassen Teil des Unterrichtsverbundes, der aus den Haupt- und Realschulen des Umlandes sowie der IGS Schaumburg gebildet wird. Beide haben zwar bereits recht konkrete Berufswünsche vor Augen, nutzten die Gelegenheit aber dennoch. Als erste Station suchten sie sich die „Küche” aus. Albert Trümper und Jonas Hupe, beide Azubis in der höheren Gastronomie, wussten innerhalb kürzester Zeit zu vermitteln, worauf es in ihrem Job ankommt: Leidenschaft, die Bereitschaft lange Dienstzeiten in Kauf zu nehmen und auf viel Freizeit zu verzichten. „Mir gefällt aber die Arbeit und die Tatsache, dass man immer sofort ein Feedback bekommt”, erklärt Hupe. Handwerklich auf andere Art und Weise fordert der Beruf als „Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Auszubildende heraus. „Man muss körperlich belastbar sein und auch sonst Abstriche machen, wenn man erfolgreich sein und Geld haben möchte”, so Azubi Patrick Schedler. „Ich habe mich dafür entschieden, weil es abwechslungsreich ist und du immer siehst, was du geschafft hast.” Wieder anderes verlangt hingegen der Beruf als technischer Produktdesigner, der den meisten noch als „technischer Zeichner/in” bekannt ist. Welche hohen Ansprüche, logisches und räumliches Denken allem vorausgesetzt, hier erfüllt werden müssen, haben Manuel Benz und Jacqueline Dittmann deutlich gemacht. Immerhin liegt die Abbrecherquote in ihrem Jahrgang bei zwei Dritteln, berichten sie. Solche Fehlentscheidungen aus Unkenntnis will das Speed-Dating ebenfalls vermeiden helfen, zugleich aber neugierig machen auf Berufe, die nicht jeder sofort im Kopf hat. Entsprechend überrascht waren Milena und Madeleine, die der kurze Bericht der Produktdesigner wirklich beeindruckt hat. „Fand ich richtig cool”, urteilt Milena. Letztlich wollen beide jedoch an ihrer ursprünglichen Entscheidung festhalten, nämlich Webdesign, das Steuerfach oder Rettungsdienst. Gelohnt hat sich das Dating dennoch. „Ich fands interessant, in die ganzen Berufe reinzuschauen”, so Milena. „Und etwas über den möglichen Verdienst zu erfahren, was man bei einigen nicht unbedingt gedacht hat”, ergänzt Madeleine. Ähnlich positiv fällt auch das Fazit der meisten Schüler aus. Nach dem Erfolg der Premiere im Sommer und dem Erfolg im zweiten Durchlauf steht für Koordinatorin Martina Flebbe einer Wiederholung nichts im Weg. Für Schüler der beste Weg, hautnahe Erfahrungen zu sammeln. Foto: nb