Regionale Erzählungen, Märchen und Sagen haben es Gburek angetan, wenn er auf der Suche nach neuen Stücken für sein Schattenfigurentheater ist. Steinhudes "Undine" hat er schon umgesetzt und immer war er auch auf der Suche nach einem Märchen zum Kurort Bad Rehburg. Dass es ein solches gab, wusste er wohl – gefunden hat er es aber erst, als vor rund einem Jahr der Förderverein der "Romantik" zu einer Ausstellung über die Geschichte des Ortes einlud und stellvertretend für diese Geschichte das Märchen um Alwine anführte. Gburek begann, das Märchen zu inszenieren, Schattenfiguren zu entwickeln, Meeres- und Blätterrauschen als Hintergrundmelodie zusammenzustellen und freut sich nun auf die Premiere, die, wie er betont, nicht nur für Kinder, sondern explizit auch für Erwachsene geeignet ist. Gburek, der im Hauptamt Gemeindereferent des Pfarrbereichs Wunstorf/Neustadt der katholischen Kirche ist, gründete bereits vor 40 Jahren eine Puppenspielbühne – seinerzeit gemeinsam mit Schülern. "Über den Kopf", sagt er, "kann man nicht viele Menschen erreichen." Botschaften mit dem Herzen und über das Puppenspiel ließen sich viel besser transportieren. Aus Puppenspiel wurde irgendwann das Schattenfigurentheater. Mit Licht-Effekten und Geräuschen haucht er dem Spiel nun eine scheinbare Dreidimensionalität ein und regt die Fantasie an. An Alwine fasziniere ihn, dass das Märchen in einer Zeit entstand sei, als die Menschheit noch an Wunder glaubte – ein wenig dieses Wunders möchte er in die heutige Zeit transportieren und dabei den Ursprung der Geschichte des Kurbades Bad Rehburg verdeutlichen: Dass Menschen dorthin kamen, weil sie sich eine Art Wunder von dem Wasser aus dem Rehburger Berg versprachen. Die Geschichte um Alwine hat in ihrer Entstehung und ihrer Handlung alle guten Zutaten, die ein Märchen verlangt: Ein unbekannter Badegast ließ im Jahr 1797 seiner Fantasie freien Lauf und das "Mährchen vom Rehburger Brunnen" entstehen. Eine süßliche Geschichte ist es, die von dem Mädchen Alwine erzählt. Vielen Schicksalsschlägen ist sie ausgesetzt gewesen und gelangte eines Tages nach Bad Rehburg. Dort soll sie als Einsiedlerin gehaust haben – nahe bei der Quelle. Die wundertätige Wirkung des Wassers habe sie allen Menschen in der Umgebung empfohlen schreibt der Autor, der sich selbst nur als "LS" zu erkennen gibt. Spielt auch ein großer Teil des Märchens in Großbritannien, führt es auf einen Kreuzzug und erst von dort in Richtung der Rehburger Berge, so legen die Beschreibungen des Dichters doch nahe, dass er selbst den Kurort als solchen erlebt hat. Ein zentrales Element, das er beschreibt, ist der Platz, der heute noch als ‚Die Urne’ bezeichnet wird. "Wir gehen zur Urne" haben die Kinder in Bad Rehburg noch vor wenigen Jahrzehnten gesagt, wenn sie im Winter rodeln wollten. Leicht ist dieser Platz zu finden: in der Verlängerung der Friedrich-Stolberg-Allee, dort, wo die Straße endet und lediglich ein Waldpfad hinauf in die Rehburger Berge führt, liegt rechter Hand eine kleine Plattform. An jener Stelle, die als Aussichtspunkt dient, stand früher zur Zierde eine steinerne Urne. Nicht weit entfernt von diesem Platz sind die Überreste eines Quellenauslaufs zu sehen. Heute dient der Stollen, der sich dahinter verbirgt nur noch Fledermäusen als Unterschlupf - heilende Wirkung ist dem Bad Rehburger Wasser, das dort sprudelte, aber einst zugeschrieben worden. Was den Dichter im ausgehenden 18.. Jahrhundert wohl ebenso inspirierte, muss eine Erzählung gewesen sein, die im Jahre 1781 der damalige Badearzt Weber niederschrieb. Demnach hielt sich eine Einsiedlerin am Rehburger Berg auf. Überlieferung und Fantasie reichen sich also die Hand, wenn Gbureks Schattenfiguren am 10. November gezeigt werden. Präsentiert wird das Spiel vom Förderverein der "Romantik" innerhalb dessen Veranstaltungsreihe "Bad Rehburger Winterforum". Der Eintritt kostet zwei Euro. Karten können in der "Romantik" unter der Nummer (0 50 37) 30 00 60 reserviert werden. Foto: jan