Der Unterricht ist in den Sprint-Klassen in drei Module aufgeteilt: In Modul 1 geht es hauptsächlich um den Spracherwerb. In mindestens zehn Unterrichtsstunden pro Woche soll die deutsche Sprache als Fremdsprache vermittelt werden. „Dafür braucht man natürlich entsprechendes Personal, die Deutsch so vermitteln können, dass es auch jemand versteht, der vorher noch nie ein einziges Wort in der Sprache gesprochen hat. Das ist, als ob ich jetzt anfangen würde, Spanisch zu lernen”, so Flebbe. In Modul 2 geht es um die Einführung in die regionale Kultur und Lebenswelt. Die Flüchtlinge lernen ihre Rechte und Pflichten als Bürger kennen, wie man sich richtig verhält und in welchen Situationen man welches Handeln zeigt. Im letzten Modul geht es natürlich auch um den Kern einer Berufsschule; die Einführung in das Berufs- und Arbeitsleben. In der Fachpraxis lernen sie verschiedene Berufsbereiche kennen wie Farbtechnik, Holztechnik, Hauswirtschaft, Ernährung und ab dem nächsten Schuljahr auch die Metalltechnik kennen. Für all diese Maßnahmen musste die Schule sechs weitere Lehrkräfte und zwei Unterstützer einkaufen. „Das hat sich besonders schwer gestaltet, weil jetzt überall solche Leute gesucht werden. Wir brauchen auch noch weitere Lehrkräfte für den Deutschunterricht, die mit sehr schwachen Schülern arbeiten und ihnen Deutsch auf einem sehr niedrigem Niveau beibringen können. Außerdem brauchen wir immer Menschen, die sich auch bereit erklären, das Praxisangebot zu erweitern”, führt die Abteilungsleiterin aus. Die Sprintmaßnahmen muss die Schule zunächst aus dem eigenen Budget bezahlen. Vom Land sollen die Kosten pro Sprintklasse in einer Schule, an der BBS sind es zwei, bis zu 85.000 Euro zurückerstattet werden. Bis jetzt erhielt die Schule lediglich 5.500 Euro für eine Klasse, bei der anderen warte man noch auf die Genehmigung, obwohl die Maßnahme aufgrund des großen Drucks längst angelaufen sei. Bei einem Besuch in den Klassen fällt etwas seht schnell auf: Die Schülerinnen und Schüler sind sehr neugierig und wollen unbedingt der hiesigen Sprache mächtig werden. „Ich gebe ihnen Hausaufgaben auf und dann muss ich zusätzlich noch Arbeitsblätter austeilen, weil sie unbedingt noch mehr zuhause tun wollen”, berichtet Lehrerin Inga Claaßen-Franze. Außerdem sind sie extrem höflich und auch dankbar, dass sie in Deutschland akzeptiert werden und Hilfe bekommen, Deutsch zu lernen, damit sie hierbleiben können. Auch bei der Ausfüllung von Anträgen hilft die Schule weiter, gerade der Schulsozialarbeiter Martin Dralle hat alle Hände voll zu tun. In der anderen Klasse wird derweil der letzte Ausflug in die Stadt mit Vokabeln versehen, damit jeder weiß, was ein Brunnen oder eine Brücke auf Deutsch ist. „Hier helfen sie sich gegenseitig”, sagt Martina Flebbe, „sobald einer das Wort auf Deutsch verstanden hat, übersetzt er es für die anderen und schafft damit Klarheit.” In den Werkstätten sind die Flüchtlinge auch dabei, sich weiterzubilden. Ohne große Geräte bauen sie aus Holz kleine Würfelspiele oder große Stelzen. Dabei können sie herausfinden, ob das mal ein Beruf für sie sein könnte. In einer anderen Klasse lernen sie zu tapezieren, die Mustertapete richtig zuzuschneiden, sodass sie um ein Fenster herumläuft oder an das andere Muster direkt anschließt. „Das empfinden sie als sehr schwierig, dass was sie hier lernen, wird in der Ausbildung auch erst im dritten Lehrjahr unterrichtet. Und selbst da bekommen es einige nicht hin. Sie können also stolz auf sich sein”, so Flebbe. Doch während des gesamten Unterrichts schwebt auch der andauernde Gedanke über Lehrern und Schülern, dass am nächsten Tag einer nicht mehr in der Klasse sitzt, weil er kein Asyl bekommen hat. „Das ist leider so, wenn die Ausweisung erfolgt, sind viele Schüler schneller wieder weg, als uns lieb sein kann”, erzählt Flebbe. Foto: gr