Zwar nicht in Schottland gelegen, aber dafür nicht minder herrschaftlicher, bot das Rittergut Remeringhausen einen Abend lang die perfekte Kulisse für Mord, Standesdünkel und einen vergnüglichen Blick hinter die Fassade der „besseren Gesellschaft”. Oder anders: Die Premiere des ersten originalen Krimi-Dinners im Raum Stadthagen. Rund 80 Gäste nahmen am „Leichenschmaus” teil, dem zweiten Teil der Pentalogie um die Familie Ashtonburry, und ließen sich diesen genüsslich auf der Zunge zergehen. Der detailreich und originalgetreu ausgestattete Schauplatz ließ den Teilnehmern keine andere Wahl, als gerne und unmittelbar in das Geschehen einzutauchen und zu einem Teil der Geschichte um den verstorbenen Lord Ashtonburry zu werden. Festlich gedeckte Tische, Kerzenschein und die bereits versammelte, illustre Gesellschaft tauchen die Räumlichkeiten der hinterbliebenen Familie Ashtonburry in eine vornehme Aura aus kühler Dekadenz. Am Eingang empfangen die Protagonisten ihre Gäste höchst persönlich: Die etwas naiv wirkende Cora Tilling (Anja Krüger), uneheliche Tochter des Hauses, der unstete Playboy-Typ Peter Ross (Sebastian Thrun), Butler Bunter (Horst R. Naase) und die mondäne Witwe Lady Ashtonburry höchst persönlich weisen den „Verwandten” den Platz zu. Während die meisten als Teil der Familie zumindest geduldet sind, gilt das keinesfalls für den verhassten Cousin Sir Hockbridge (Angelo Enghausen), den Lady Ashtonburry als unangenehmen Zeitgenossen unter allerlei Häme am liebsten gleich wieder vor dir Tür setzen würde. Doch die Testamentsverkündung steht noch aus. Feierlich trägt der treue Butler Bunter die Urne seines Herrn durch den Saal und alle Anwesenden sind aufgefordet, ihr Glas Absinth zu einem feierlichen Toast zu erheben. Endlich beginnt der kurzerhand aus dem Publikum gecastete „Notar Tenner” zumindest den ersten Teil des begehrten letzten Willens zu verlesen.
Doch Geduld ist gefragt: Erst nach einem friedlichen Dinner im Kreise der „liebenswerten” Familie wird auf Wunsch des Verstorbenen dessen ganzer Inhalt verlesen. 25 Millionen Pfund gilt es zu verteilen, ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Und tatsächlich: Noch zur Vorspeise wird bereits der erste Tote serviert. Und obwohl niemand wirklich den Raum verlasen hat, weiß doch niemand, wer es war. Während die Familie noch mit der „Entsorgung” dieses unappetitlich Zwischenfalls beschäftigt ist, ruft das unerwartete Verscheiden wie durch Zufall den urigen „Inspector Bourke” auf den Plan. „Gerade in der Gegend” zelebriert er seinen großen Überraschungsauftritt vor typischer Unwetter-Kulisse und schon in den ersten Sekunden wird klar, dass dieser herrlich klischeehaft ausgestattete Ermittler den angestaubten Laden mit Diensteifer und nur mit scheinbarer Rücksicht auf Etikette aufmischen wird. Mit Schottenkaro, Pfeife und dem kurzerhand aus der Gästeschar verpflichteten Aushilfs-Bobby Mirko macht er sich daran, dem Gespinnst aus Schauspiel, Intrige und Erbstreit sein Geheimnis zu entlocken. Zwischen exquisitem „Platzhirsch” , „toxisch verkrusteten Erdäpfeln” und heiß-kalter Sünde, kredenzt vom kooperierenden regionalen Caterer „Culinesse”, fühlt der Inspector den Familienmitgliedern auf den Zahn und die persönlichen Wertgegenstände. Mit seiner direkten Art und der indiskreten Frage, ob „jemand zufällig Arsen dabei hat” müssen sich die noblen Herrschaften im Zuge der Ermittlungen schon einmal arrangieren. Zum Ende des abendfüllenden Programms sind schließlich alle Trauergäste gefragt, wenn es an die Aufklärung des Falles geht. Des Rätsels Lösung liegt, wie so oft, näher als gedacht. Und die wird spektakulär und unter anständigem Kugelhagel serviert, wie es sich für ein Kriminalarrangement in bester Edgar-Wallace-Manier gehört. Schauspieler und Kulisse machen die Illusion einer 60er-Jahre-Zeitreise perfekt. Krimi- wie Gourmetfans kommen bei diesem tödlichen Vergnügen voll auf ihre Kosten.
Wer nun Lust hat, gänsehautnah in die Szenerie dieses unterhaltsamen Stückes einzutauchen und in spannungsgeladener Atmosphäre ein edles Vier-Gänge-Menü mit einer exquisiten Portion Krimi zu genießen, hat am kommenden Sonnabend dazu Gelegenheit. „Ein Leichenschmaus” ist am 22. März das nächste Mal auf dem Rittergut zu sehen, zu einem weiteren Krimi-Dinner wird am Donnerstag, dem 19. Juni, Fronleichnam, geladen. Karten und weitere Infos auf www.WORLDofDINNER.de oder www.krimidinner.de. Karten sind auch an allen CTS/Eventim-Vorverkaufstellen erhältlich.Foto: nb