Wie mehrfach bereits berichtet, fehlt Steinhude ein Verkehrskonzept. Ein Leistungskatalog für eine entsprechende Ausschreibung wurde bereits erarbeitet. Eine entsprechende Ausschreibung fand danach statt. Das Ergebnis wurde in der Augustsitzung des Ortsrates seitens der Verwaltung mitgeteilt.
Gemäß des Leistungskataloges und den Erwartungen der Ortsratsmitglieder, sollten potentielle Interessenten ein interdisziplinär angelegtes Gutachten erstellen. Da ging es sowohl um Verkehrslenkung, um den Verkehr aus den touristischen Bereichen herauszuhalten als auch um inner- und überörtliche Wegweisungen und Handhabung potentieller Sportveranstaltungen im Zuge der Nachnutzung des Schulzentrums. Ein vielleicht zu dicker Brocken für die potentiellen Interessenten, denen die Ausschreibung bekannt gegeben wurde. Jedenfalls hat sich niemand beworben. Daraufhin wurden alle in Frage kommenden Interessenten seitens der Stadtverwaltung angeschrieben. Fazit: Mit leichten Veränderungen wird die Erstellung eines Verkehrskonzeptes neu ausgeschrieben, so die Mitteilung der Verwaltung im Rahmen der letzten Ortsratssitzung.
Vor diesem Hintergrund hat diese Zeitung ein Gespräch mit Wolf-Rüdiger Runge, beratender Ingenieur für Mobilitäts- und Verkehrswesen, geführt. Runge ist kein Unbekannter in Steinhude. Er hat sich im Sommersemester 2017 zusammen mit 12 studentischen Teams mit dem Problemfeld „Parken in Steinhude“ beschäftigt. Hauptanlass war dabei, so Runge im Gespräch mit dieser Zeitung, der Bereich Badeinsel und daraus resultierende Probleme für Feuerwehr und Polizei. Angedacht wurde damals, mit einer Bimmelbahn, die es ja mal gab, oder unter Einbindung der Personenschifffahrt einen Pendelverkehr von entfernteren Parkplätzen Richtung Badeinsel einzurichten. Denkbar wären auch Kombitickets, die aus Park- und Fahrschein bestehen. Die kleine Schiffstour hätte, gerade auch für Familien mit Kindern, einen kleinen Eventcharakter gehabt. Umgesetzt wurde davon nichts, so Runge rückblickend.
Nach seinen Erfahrungen haben alle Orte, die über keine vernünftige ÖPNV-Anbindung verfügen, ein Riesenproblem mit dem Verkehr. Sinnvoll wäre es, da nach den damaligen Untersuchungen viele Besucher aus Richtung Westen kommen, zusätzliche Linien aus dieser Richtung anzubieten. In diesem Zusammenhang brachte er auch die Reaktivierung der Steinhuder Meer-Bahn ins Gespräch. Auch autonome Shuttleverkehre, wie sie bereits in Nachbarländern eingesetzt werden, wären denkbar. Das so etwas funktioniert, hat das Experiment Badeinsel gezeigt. Auch eine effektive Wegweisung kann helfen, den Verkehr entsprechend zu lenken.
Die Ausschreibung ist nach seinen Erfahrungen sehr anspruchsvoll, da sie drei Bereiche miteinander verknüpft: Verkehr, Tourismus und Sport. Touristische Nachfrage und Steuerungsmodelle haben Auswirkungen auf den Verkehr. Man muss so justieren, dass die Besucher bleiben und nicht frustriert umdrehen, weil es keinen Platz gibt. Von daher stellen sich die Fragen: Welche Stellschrauben gibt es? Wie kriegt man es hin, dass Touristen nicht überall mit dem Auto hinkommen? Bei Events ist eine Steuerung über Kombi-Angebote, wie in Großstädten üblich, denkbar. Eine enge Zusammenarbeit mit der Verkehrsmanagementzentrale der Region Hannover, um über Verkehrsdurchsagen im Rundfunk rechtzeitig mitzuteilen, dass es keine Parkplätze mehr gibt, wäre sinnvoll. Dazu müssten die Parkenden gezählt werden. Hierzu hätte man die Schrankenanlage am Bruchdamm mit einer Kamera ausstatten können, was bedauerlicherweise versäumt wurde, so Runge abschließend.