Toilette am Bahnhof | Schaumburger Wochenblatt

25.11.2023 11:15

Toilette am Bahnhof

Damals noch zuversichtlich: Der ehemalige Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt und Jörn Tunat vom Bahnhofsmanagement Hannover bei der Unterzeichnung des Gestattungsvertrages. (Foto: tau)
Damals noch zuversichtlich: Der ehemalige Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt und Jörn Tunat vom Bahnhofsmanagement Hannover bei der Unterzeichnung des Gestattungsvertrages. (Foto: tau)
Damals noch zuversichtlich: Der ehemalige Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt und Jörn Tunat vom Bahnhofsmanagement Hannover bei der Unterzeichnung des Gestattungsvertrages. (Foto: tau)
Damals noch zuversichtlich: Der ehemalige Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt und Jörn Tunat vom Bahnhofsmanagement Hannover bei der Unterzeichnung des Gestattungsvertrages. (Foto: tau)
Damals noch zuversichtlich: Der ehemalige Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt und Jörn Tunat vom Bahnhofsmanagement Hannover bei der Unterzeichnung des Gestattungsvertrages. (Foto: tau)

Seit Jahren wird über eine Toilette am Bahnhof diskutiert. Noch unter dem ehemaligen Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt ist 2021 ein sogenannter Gestattungsvertrag mit der Bahn unterzeichnet worden. Seit dem ist nicht mehr viel passiert. Jetzt kommt wieder Bewegung in das Vorhaben.

Die gute Nachricht vorweg: Die Bahn will nun selber mitplanen und nicht nur eine Toilette bauen, sondern gleich noch eine barrierefreie Einheit dazu, wie die Stadt im Ortsrat Wunstorf mitteilte. Die schlechte Nachricht: Das Ganze soll im Rahmen der Gesamtsanierung des denkmalgeschützten Bahnhofgebäudes geschehen, deren Abschluss erst für 2026 vorgesehen ist. Vorab würde die Toilette demnach nicht in Betrieb gehen.

Konkrete Planungen, was wie und wo ins Gebäude reinkommt, gibt es noch nicht. Bahn und Stadt wollen sich aber nun gemeinsam über Varianten beugen und hoffen, dem Ortsrat zur nächsten Sitzung einen ersten Vorentwurf präsentieren zu können. Dort stieß die Ankündigung auf gemischte Reaktionen. Renate Rohde (SPD) schüttelte ungläubig mit dem Kopf. ”Wir diskutieren seit Jahren über diese Toilette. Langsam bin ich es leid. Vielleicht sollte man der Bahn mal ein bisschen mehr Dampf machen.”

Andere Bürgervertreter äußerten sich ähnlich und erinnerten an die bisherigen Aussagen der Bahn, wonach man eigentlich gar keine Toilette am Bahnhof bräuchte, da Reisende doch in den Zügen austreten könnten. Deshalb wollte und sollte die Stadt die Toilette mit freundlicher, aber vertraglich fixierter Genehmigung der Bahn selbst bauen und auf eigene Rechnung betreiben. Sogar um die Aufteilung von Haftungsrisiken wurde gefeilscht. „Wir können am Ende froh sein, dass wir eine Toilette für die Kunden der Bahn bauen dürfen”, spottete damals Martin Ehlerding, der heute Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat ist.

Nun hat sich die Haltung offenbar geändert und die Bahn findet Toiletten an Bahnhöfen für ihre Kunden doch sinnvoll, jedenfalls macht es den Eindruck oder will die Bahn vielleicht nur nicht, dass die Stadt allein in eigener Regie an dem Gebäude tätig wird? Die ursprüngliche Vereinbarung sah vor, eine Toilette für rund 100.000 Euro zu bauen. Als Standort würde sich der Raum anbieten, in dem früher das Bahnsozialwerk untergebracht war, also am Eingang rechts. Mit der Bahn wurde lange Zeit über die Haftungsregelung verhandelt. Klar war, dass die Stadt eine Haftung in unbegrenzter Höhe nicht übernehmen könne. Man einigte sich schließlich auf die Summe von 50.000 Euro und setzte einen 15-seitigen Gestattungsvertrag auf, der aber offenbar bislang mehr blockierte als beschleunigte. Denn angedacht war, mit dem Bau der Toilette bereits 2022 zu beginnen.

Kommentar: Loriot hätte seine Freude gehabt

Vor rund zwei Wochen ist an den Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot erinnert worden, über dessen geistreiche Sketche man heute noch herzhaft lachen kann. Er wäre in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden und hätte sich wohl auch über so manche Toiletten-Debatte in Wunstorf lustig gemacht.
Da wäre zum einen die Toilette auf der Badeinsel in Steinhude, die so wunderbar die Sicht auf das Wasser versperrt oder die Toilette am Schützenplatz, die zwar mit viel Tamtam und im Streit beschlossen, aber bislang auch noch nicht gebaut worden ist. Und nun meldet sich nach nur zwei Jahren die Bahn in Sachen Notdurft zurück. So nach dem Motto, wenn schon nicht die Züge pünktlich fahren und die Reisenden am Bahnhof herumstehen müssen, sollte es doch wenigstens ein stilles Örtchen geben.
So schnell wie damals mit dem Gestattungsvertrag in Aussicht gestellt, geht es aber auch jetzt nicht. Vielmehr wirkt es so, als traue der Gestattungsgeber Bahn dem Gestattungsnehmer Stadt nicht über den Weg, obwohl die doch das Recht innehat, eine öffentliche WC-Anlage zu errichten, zu betreiben und instand zu halten. Sie habe aber auch bei der Ausübung der Gestattung die betrieblichen Interessen des Gestattungsgebers zu berücksichtigen, heißt es gleich im nächsten Absatz des Gestattungsvertrages. Und da liegt dann wohl auch der Grund für das amtliche Unterhaltungsprogramm, das wohl mindestens noch bis 2026 weiterlaufen wird. Loriot würde vielleicht sagen, da die Große Koalition schon nicht an der Nudelkrise zerbrochen ist, wird sie auch die Toilettenfrage schadlos überstehen.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

north