„Es ist noch jedes Gewerk vorhanden, nur nicht jedes drei Mal“, erklärte Marktmeister Arend Oetker bei der Eröffnung im „Alten Pfarrhaus“. Bürgermeister Ralph Dunger hatte ausgeführt, dass wegen der geringeren Zahl der Beschicker die Länge der Marktes verkürzt worden sei. Man könne stolz sein auf den ehrenamtliche Marktausschuss. Dieser hatte sich kräftig ins Zeug gelegt, um nach der Corona-Pause einen attraktiven Mix an Anbietern auf die Beine zu stellen. Der Flecken kämpfte mit vergleichbaren Problemen wie andere Märkte. Mancher der gewohnten Beschicker hatte während der Corona-Pause aufgegeben. Andere scheuten das wirtschaftliche Risiko der Anreise in der unsicheren wirtschaftlichen Gesamtlage.
Beim Gang über den Markt ergab sich kein eindeutiges Bild in Bezug auf das Kaufverhalten. Die Menschen kamen in Scharen, der Besucherandrang dürfte bei herrlichem Wetter so groß wie in Vor-Corona-Zeiten gewesen sein. Gerade das kulinarische Angebot, vom frischgezapften Pils bis zur Bratwurst wurden offenbar stürmisch nachgefragt. Dem Eindruck nach herrschte bei gewissen Textilangeboten weniger Interesse als an anderen Ständen.
„Ich kann nicht klagen“, umschrieb Dieter Deterding den Geschäftsauftakt am Vormittag. Viele Karten, Knöpfe, Hosenträger und allerlei Nützliches mehr bot der Händler an. Seit Jahrzehnten regelmäßig in Wiedensahl vertreten, sehe er keine Kaufzurückhaltung. Es gab andere Stimmen. „Na sicher ist das spürbar, dass die Leute verunsichert sind“, erklärte eine Anbieterin von Strickwaren, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollte. Die Jahre 2018/2019 seien deutlich besser gewesen. Die allgemeinen Preisanstiege würden sich bemerkbar machen. Ein anderer Händler aus dem Textilbereich zeigte sich ebenfalls enttäuscht. „Kein Cent Umsatz und der halbe Markt ist schon vorbei“, erklärte er. Dies sei keine allgemeine Erfahrung, auf anderen Märkten habe er kürzlich sehr gute Geschäfte gemacht. Er hoffe, noch das Benzingeld herauszubekommen. Michaela Will, Anbieterin von Messern, Scheren und ähnlichem, darunter viele spezielle Produkte, zeigte sich weit positiver. Seit 25 Jahren kommt sie nach Wiedensahl. „Es läuft sehr gut“, betonte sie. Das Interesse sei da, auch in anderen Städten habe sie gut verkauft. Alois Altendeitering, Anbieter von Backwaren, war in bester Stimmung. Nach der Durstrecke Corona mache er sehr gute Geschäfte.
Der Markt im Flecken behält mit seinen zahlreichen Vorführungen und der großen Auswahl auch teils sehr spezieller Produkte in gewisser Weise eine Sonderstellung. Arendt Oetker erklärte, dass die Sparte Land- und Forstwirtschaft noch einmal gestärkt worden sei, ein Stück weit sei der Markt hier Fachmesse. Zudem sei es erstmals gelungen, zusätzlich ein Gewerbezelt zu etablieren, dessen Aussteller mit großer Begeisterung dabei seien. Ziel sei es gewesen, dass Marktleben wieder anzuschieben, bewusst habe Wiedensahl die Standgebühren auf ursprünglicher Höhe gehalten.