Die Diskussion um eine mögliche Bebauung des ehemaligen Freibadgeländes und des Jahnplatzes ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Nachdem CDU, FDP und Grüne im Ortsrat einen gemeinsamen Antrag formuliert haben, eine Bürgerinitiative gegründet worden ist und der Heimatverein eine Stellungnahme abgegeben hat, äußert sich nun auch die SPD-Ortsratsfraktion. Die Genossen fordern, den Jahnplatz als einen nachhaltigen Stadtpark zu entwickeln und als grüne Lunge in der Innenstadt zu erhalten.
Dafür soll ein Planungswettbewerb zur Umwandlung des Geländes angestoßen werden, wie der Fraktionsvorsitzende Sören Thoms mitteilt. Der Antrag der SPD sieht demnach vor, das brachliegende Gelände des ehemaligen Freibades Wunstorf und die Grünfläche Jahnplatz in einen lebendigen und nachhaltigen Stadtpark umzuwandeln, welcher der Öffentlichkeit zugänglich sein soll. ”Das Projekt 'Nachhaltiger Stadtpark' soll die historische Bedeutung des Areals als Erholungsraum mit den aktuellen Bedürfnissen einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Klimaanpassung verbinden”, erläutert Thoms. Eine Bebauung des Jahnplatzes solle danach nicht erfolgen. Auf dem ehemaligen Freibadgelände könne man sich hingegen eine moderate Randbebauung vorstellen. Diese stehe aber nicht im Vordergrund und solle vor allem keine Bedingung sein, betont Thoms.
”Es ist uns wichtig, dass nicht nur über die Ablehnung von Bebauung diskutiert wird, sondern dass konkrete und zukunftsfähige Pläne für das ehemalige Freibadgelände und den Jahnplatz entwickelt werden”, sagt der Fraktionsvorsitzende. Ein öffentlich zugänglicher und nachhaltiger Stadtpark soll die grüne Lunge von Wunstorf sichern und allen Bürgern zugutekommen, für Sportbegeisterte genauso wie für Erholungsuchende. Zur sportlichen Betätigung seien ein Volleyballfeld, Basketballkörbe oder ein Calisthenics-Parcours für das Kraft- und Ausdauer-Training (ein Vorschlag des Jugendparlaments) denkbar. Eine Liegewiese, Grillmöglichkeiten oder eine kleinräumige, gärtnerische Nutzung (Urban Gardening) könnten den Aspekt der Erholung und Entspannung ausfüllen.
”Ein solcher Stadtpark könnte ein innenstadtnahes Naherholungsgebiet werden, das nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern zugute kommt, sondern auch die Innenstadt zusätzlich beleben kann”, sagt Ortsbürgermeister Thomas Silbermann (ebenfalls SPD). Er unterstützt den Vorschlag seiner Fraktion. Der Planungswettbewerb soll innovative Ideen für die Gestaltung des Stadtparks hervorbringen und sicherstellen, dass er den aktuellen Bedürfnissen sowie den zukünftigen Herausforderungen gerecht wird. Die SPD-Ortsratsfraktion lädt alle Interessierten ein, sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen. Dieser Hinweis dürfte auch als Einladung an eine Bürgerinitiative verstanden werden, die sich gegen eine Bebauung der städtischen Flächen wendet und fordert, an weiteren Planungen beteiligt zu werden.
So etwas Ähnliches wie einen Planungswettbewerb gab es allerdings schon. Und zwar vor rund neun Jahren, als eine moderierte Zukunftskonferenz stattfand. Vorschläge für eine moderate Bebauung und die parkähnliche Nutzung als Naherholungsgebiet wurden damals schon von Bürgern in Kleingruppen erarbeitet. Vom „Erlebnispark Südaue“ über „Aktive Entspannung“ bis hin zum „Luftbad“ oder der „Grünen Lunge mit Platz für alle“ reichten die Stichworte. Im Prinzip bräuchte man diese Ergebnisse von damals nur wieder in Erinnerung zu rufen.
Mit dem Vorschlag der SPD zeichnet sich im Ortsrat jedenfalls eine Kompromisslinie ab. Denn auch die CDU/FDP-Gruppe sowie die Grünen wollen keine Bebauung des Jahnplatzes, sondern diesen zu einem attraktiven Naherholungsbereich aufwerten. Eine moderate Bebauung des Freibadgeländes sei ebenfalls vorstellbar. Die Amtsstraße sollte allerdings breiter und insbesondere für die Schülerinnen und Schüler sicherer gemacht werden. Dazu könne man sich vorstellen, den bestehenden Fußweg auf den Jahnplatz zu verlegen und die Amtsstraße entsprechend zu verbreitern. Zu diesem Punkt findet sich im SPD-Papier nichts.
Es stellt sich ohnehin die Frage nach der Finanzierung. Die bleibt bei allen Vorschlägen offen. Ortsbürgermeister Silbermann sagte dem Stadtanzeiger zuletzt, dass die Überplanung von Flächen und Straßen Geld koste. Diese Kosten könnten zum Teil durch eine Verwertung von Flächen aufgebracht werden, so die Logik. Nur wird einer solchen Verwertung nach Vorlage aller Stellungnahmen gerade keine Priorität mehr eingeräumt.