Nachdem die Vorboten der Mobilitätswende knapp vier Wochen lang auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht haben, hat in dieser Woche das BarneLAB stattgefunden, eine Zukunftswerkstatt in der Veränderungswünsche und Ideen der Bürger gesammelt worden sind. Und dabei kam einiges zusammen.
Zum Auftakt der Woche ist ein Parklet in der Barnestraße eingeweiht worden. Dieses steht auf drei Parkplätzen des Wunstorfer Bauvereins, die derzeit nicht vermietet sind. Das Parklet wurde durch das Mobilnetzwerk der Region Hannover an die Stadt übergeben. Es steht für eine Dauer von mindestens einem Jahr auf den Parkflächen. In Luthe steht ein weiteres. Regionsweit gibt es dann insgesamt zehn solcher Servicestationen.
Sie enthalten Werkzeug für Reparaturen und eine Luftpumpe sowie Sitzmöglichkeiten zum Verweilen. Ein Parklet kostet 13.000 Euro, die vom Mobilnetzwerk getragen werden. Bürgermeister Carsten Piellusch betrachtet die Servicestation als einen Baustein, der zeige, dass man die Mobilitätswende, die oftmals unter dem Aspekt des Verlusts negativ gesehen wird, auch mit einem Gewinn an Lebensqualität verbinden könne.
Beim BarneLAB ist derweil ergebnisoffen über den Bereich der südlichen Barnestraße diskutiert worden. Für die Sicherung von Mobilität auf der einen und mehr Aufenthalts- und Lebensqualität auf der anderen Seite galt es Ansätze und Ideen zu entwickeln. Der Beteiligungsprozess stieß auf reges Interesse, so Melanie Saraval vom Mobilnetzwerk im Gespräch mit dieser Zeitung. ”Es gab niemanden, der gesagt hat, es soll alles so bleiben, wie es ist”. Aber es gibt unterschiedliche Vorstellungen. Während die einen sehr viel Wert auf den öffentlichen Nahverkehr legen, ist anderen vor allem der Aspekt der Verkehrssicherheit wichtig.
Diskutiert wurde über eine Neuorganisation des Straßenraumes. So beschäftigten sich die Teilnehmer unter anderem mit Einbahnstraßenregelungen und Geschwindigkeitsbeschränkungen. Besonders beliebt war dabei die Fahrradstraße, so Saraval, aber auch über bessere Fußwege und sichere Querungsmöglichkeiten ist geredet worden. Viele Vorschläge und Gedanken sind zusammengekommen, auch solche, die über den Bereich der Barnestraße Süd hinausgehen. Der Teilnehmerkreis war ebenfalls bunt gemischt. Kinder machten genauso mit wie Anlieger aus benachbarten Straßenzügen. Sie äußerten zum Beispiel die Sorge, dass sich Verkehre verlagern könnten.
”Die Leute fanden es gut, dass es die Möglichkeit gab, etwas loszuwerden”, sagt Saraval. Dennoch bleibt die Frage offen, wie es weitergeht, denn ein Masterplan ist mit der Arbeit in dem Labor nicht verbunden. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung werden vom Mobilnetzwerk zusammengefasst und der Stadt zur Verfügung gestellt. Sie dienen als Anregung im weiteren Prozess, der nach den Sommerferien eine Fortsetzung finden könnte. Dann soll auch ein Verkehrsgutachten vorliegen, das weitere Antworten auf Fragestellungen bereithält. ”Vorstellbar wäre es, dann noch einmal einen gemeinsamen Termin zu machen, in dem die Ergebnisse des Gutachtens wie auch des BarneLAB vorgestellt und diskutiert werden”, so Stadtbaurat Alexander Wollny zum Stadtanzeiger.
Trotz der offenen Diskussion bleiben die Konfliktfelder bestehen. Auch das wird aus den Gesprächen deutlich. Die eigenen Mobilitätsgewohnheiten zu hinterfragen und sich für Alternativen zu öffnen, dafür werben zum Beispiel Bürgermeister und Stadtbaurat. Aus der Politik kommen dagegen kritische Stimmen. Für Ortsbürgermeister Thomas Silbermann ist zum Beispiel klar, dass es keine einfachen Lösungen geben werde und die Mobilitätswende harte Fragestellungen aufwerfe. Neben der Abwägung von Vorschlägen wird daher auch in Zukunft viel Überzeugungsarbeit nötig sein.
Kommentar: Etwas daraus machen
Drei Tage BarneLAB liegen hinter uns. Eins hat die Versuchsanordnung dann doch gezeigt. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Geraune in den Sozialen Netzwerken, dem komischerweise sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und dem, was dann tatsächlich vor Ort in Gesprächen zum Vorschein kommt. Die Diskussion war geprägt von Interesse, aber auch von Sorgen und dem Wunsch nach Erklärungen. Sie war kritisch und konstruktiv. Man kann also mit den Ergebnissen arbeiten, die das Labor zahlreich zu Tage gefördert hat. Die Aufgabe ist nun, daraus auch etwas zu machen, die vielen Stimmen zu einem konkreten Handeln zusammenzuführen, sie in Entscheidungen einzubinden. Noch kennen wir ein angekündigtes Verkehrsgutachten nicht, das aber Antworten auf manche Fragen liefern soll. Am Ende darf nicht der Eindruck entstehen, dass notwendige Veränderungen doch schon festgestanden haben und der Beteiligungsprozess nur dazu dienen sollte, dies im Idealfall zu bestätigen. Die Diskussion muss also weitergehen, aber nicht unbedingt in den Sozialen Netzwerken.