Ein Ansatz, den auch der Nenndorfer Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt unterstrich. Die Anliegerkommunen des Waldhöhenzuges müssten ihre Anstrengungen enger koordinieren, um die touristischen Möglichkeiten besser zu nutzen, wie Schmidt auf Anfrage mitteilte. Dass der Deister ein großes touristisches Potential besitze, dessen sei man sich schon lange bewusst. Sinnvoll wäre die Gründung einer Gesellschaft wie einer „Deister GmbH“, unter anderem um eine intensivere und einheitliche Vermarktung anzugehen, so Schmidt.
Die Region Hannover hatte eine Machbarkeitsstudie „Entwicklungspotentiale für den Natur- und Naherholungsraum Deister“ in Auftrag gegeben. Diese geht mit einem mögliche Umsatz von insgesamt 200 Millionen Euro von ganz erheblichen touristischen Möglichkeiten aus. Damit einher geht eben auch die Chance für die anliegenden Kommunen, mit Aktivitäten in diesem Bereich ihre Wirtschaft zu fördern.
Mike Schmidt betonte in diesem Zusammenhang, dass der Blick nicht allein auf die häufig diskutierten Fahrradaktivitäten gerichtet werden dürfe. Eine ebenso wichtige Rolle würden andere Freizeitbereiche spielen. Die Studie nennt hier das Wandern und Spazierengehen. Bei sehr guter Verkehrsanbindung fehle es allerdings an einer durchgängigen und einheitlichen Beschilderung, bei intensiver Nutzung sei die Qualität des Wanderangebotes nicht hoch, so die Studie. Hier empfehlen die Verfasser die Umsetzung eines Qualitäts-Wanderkonzeptes, das die Darstellung und Beschilderung attraktiver Wanderwege, die Abbildung von Routentouren auch digital, gegebenenfalls die Verlegung von Routenführungen auf attraktivere Wege umfasst. Zudem sollen Radrouten von intensiv genutzten Wanderwegen weitgehend getrennt werden, um Beeinträchtigungen zu vermeiden.
Für den Fahrradbereich empfiehlt die Studie zur Schlichtung des Konfliktes um die Mountainbike-Nutzung eine Ausweitung des Angebotes an legalen Trails auf zwölf Strecken (drei zusätzliche Trails in den Forsten von Land, Klosterkammer und Freiherr Knigge´sche Forstverwaltung, drei zusätzliche Trails im Stadtwald Springe, drei zusätzliche Trails auf Initiative von Bad Nenndorf in Verhandlung mit örtlichen Waldbesitzern werden hier aufgezählt). Hinzu kommt die Idee eine gewerblichen „Trailer-Parks“ auf gepachteter Fläche in Bad Nenndorf oder Barsinghausen. Im Gegenzug sollten „illegale und kritische Trails“ zurückgebaut, der Mountainbike-Verein in die Umsetzung und Einhaltung des Trail-Konzepts eingebunden werden. Eine wichtige Rolle erkennt die Studie auch dem sogenannten Gravelbike-Trend (ein Gravelbike ist eine Art geländegängiges Renn- oder Tourenrad) zu. Dazu könnten Touren auf dem vorhandenen dichten Forstwegenetz ausgewiesen werden, abseits der oben erwähnten Qualitätswanderwege. Hierbei seien auch die Gastbetriebe am Deister einzubinden. Als wichtiges Nutzungselement streicht die Studie zudem das Freizeitreiten hervor, gerade in Springe und Bad Münder, also abseits Schaumburgs lägen Schwerpunkte in Form von anliegenden Reitvereinen und Pferdepensionsstellen. Um hier bessere Möglichkeiten zu schaffen, sei die Anlage vom Reitwegen sinnvoll, die weicher sind als die häufig geschotterten (für Reiter eher unattraktiven) Wirtschaftswege.
Die Studie widmet sich auch intensiv den Fragen von Natur- und Wildschutz, ebenso der forstwirtschaftlichen Nutzung. Sie schlägt letztlich ein Zonierungskonzept vor, um zum Beispiel ökologisch besonders wertvolle Gebiete nicht zu übernutzen. Auf Grundlage eines solchen Konzeptes seien die Besucherströme zu lenken und also beispielsweise neue Trails zu platzieren.
Ganz grundsätzlich betont die Studie, dass bei der intensiven Nutzung Kompromisse zwischen den Akteuren zwingend erforderlich, Maximalforderungen nicht durchsetzbar seien. Sie empfiehlt die Schaffung einer gemeinsamen Organisation zur Entwicklung des Deisters, um durchgängige Regelungen durchzusetzen, Kommunikation und Vertrieb deister-weit zu organisieren und Angebote und Qualitäten zu vereinheitlichen. Gemeinsame „Ranger“ könnten unter anderem die Einhaltung von Vorgaben überwachen. Inwieweit die Vorschläge der Studie umgesetzt werden, hängt natürlich zuletzt von den Absprachen der Beteiligten ab.
Mike Schmidt hob diesen Aufbau einer gemeinsamen Gesellschaft oder eines Deisterverbandes unter Beteiligung der anliegenden Kommunen und Einbindung weiterer Akteure als wichtigen nächsten Schritt hervor. Es gelte in Bezug auf die Entwicklung des Deisters „mehr zu einem Miteinander als einem Gegeneinander zu kommen“. Foto: archiv bb