Die meisten gehen sicher an weggeworfenen Bierdosen achtlos vorbei. Ärgern sich höchstens, dass sie nicht ihren Weg in den Mülleimer gefunden haben. Kommt aber Jutta Witthinrich vorbei, werden sie mitgenommen, ins Materiallager gelegt und erhalten über kurz oder lang ein neues Leben. Denn sie ist eine Sammlerin und Künstlerin des Alltäglichen, des Weggeworfenen und scheinbar Wertlosem, dem sie eine ganz besondere Wertschätzung entgegenbringt. Am 2. Februar wurde ihre Ausstellung „Wert-Schätze“ zusammen mit der Ortsbürgermeisterin Christiane Schweer in der Kunstscheune eröffnet. Sie läuft noch bis zum 23. Februar.
Schon in ihrem ersten Berufsleben hatte die aus Bad Münder stammende Künstlerin viel mit Kreativität zu tun, wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung verrät. Sie war zunächst Erzieherin und dann Psychologin der Krankenbehandlung. Vor vier Jahren ging sie in den Ruhestand und widmet sich nun ganz ihren Kunstwerken. Die Kunst hat sie allerdings schon 2007 im Rahmen eines Volkshochschulkurses für sich entdeckt. 2013 lernte sie dann den Künstler Matthias Kopka kennen, der sie auf die Spur der Materialsuche, der experimentellen Collagen und der „Arte povera“ gebracht hat. Einer Kunstrichtung, die in den 1960er Jahren aufkam, wie sie berichtet und die Kunst aus Alltagsgegenständen umfasst. Seit dem kommt alles, was interessant aussieht in den Materialkeller. Dabei wird nicht gezielt gesucht, sondern die Gegenstände finden sie, so Witthinrich. Das können Bierdosen, eine Rettungsdecke, Kalenderblätter, Farbtuben oder auch rostige Nägel sein. Was gefällt, kommt mit, so Witthinrich. Später schaut sie, was sie anspricht. Dabei hat sie keine feste Bildidee sondern eine feste Materialidee und ist bisweilen erstaunt, was dann daraus entsteht. Nicht ohne Einfluss ist dabei ihre vorangegangene berufliche Tätigkeit.
Witthinrich stellt zum ersten Mal in der Kunstscheune aus. Zustande gekommen ist der Kontakt durch eine Ausstellung mit ihren Werke in Lauenau. Neben Einzelausstellungen beteiligt sie sich aber auch an Gemeinschaftsausstellungen wie „Wege zur Kunst“ in Bad Münder und Springe, die in diesem Jahr im Juni stattfindet. Die in Steinhude gezeigten Werke folgen keinem bestimmten Thema. Sie richten sich vor allem nach den örtlichen Begebenheiten in der Scheune. Da die Scheune rustikal ist, sind auch die gezeigten Bilder eher rustikal, so Witthinrich.