Beide Einrichtungen haben laut Farr viele Zimmer mit vorhandenen Möbeln und Sanitäranlagen. Mit geringem Aufwand – zum Beispiel sollen sich die Bewohner in ausgebauten Gemeinschaftsküchen selbst verpflegen können – ließen sich die Objekte in zwei bis drei Monaten bezugsfertig gestalten. Angesichts der Umstände, dass andernorts Menschen in Turnhallen auf dem Boden schlafen, sei es einfach unvorstellbar, die Leerstände nicht zu nutzen, betonte Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt. Laut Awo-Geschäftsführerin Heidemarie Hanauske kommen sowohl Einzelpersonen als auch Familien nach Bad Nenndorf. Die Zusammensetzung lasse sich vorher aber nicht abschätzen. In den Zimmern der Einrichtungen würden wie im früheren Betrieb einzelne Personen unterkommen – Familien demnach in Räumen nebeneinander. Die Objekte miete der Landkreis an, um die zuvor getätigten Umbaukosten wieder zu decken, erklärte Kreisrat Klaus Heimann. Das Ex-Seniorenheim stehe maximal zwei Jahre zur Verfügung. Der Zeitraum für die frühere Klinik blieb offen. Verträge, so Heimann, seien noch nicht geschlossen. Mehrere Stimmen fragten energisch nach, wer von der Vermietung profitiere. Schmidt, allerdings nur hörbar für die vordersten Reihen, sagte prompt: „die Flüchtlinge!”. Das Mikrofon hatte Heimann: die Sparkasse. In der Frage kritisierte er eine Wertung. So auch Schiedsmann Eike Loos, der von völlig fehlplatzierten „Neidangelegenheiten” sprach. Positiv und kritisch gestimmte Beiträge wechselten sich ab, darunter auch unglücklich formulierte Aussagen, wie die einer besorgten Mutter: „Ich sage ja nicht, dass das Bestien sind, aber...” Einen Anstieg der Kriminalität durch den Flüchtlingsstrom habe die Polizei in Bad Nenndorf bisher nicht festgestellt, bekräftigte der Kommissariatsleiter Michael-Andreas Meier. An großen Flüchtlingsunterkünften patrouilliere die Streife vermehrt. Offen ist, ob auch private Sicherheitsdienste in den Heimen zugegen sein werden. Ebenfalls denkbar wäre ein eigenes Büro für einen Sozialarbeiter. Die Mehrheit aber signalisierte eine große Willkommenskultur. Einhellig lobten die Veranstalter das bereits gelebte breitgefächerte Engagement in der Kurstadt. Foto: jl