LANDKREIS. „Ich konnte mir erst nicht vorstellen, was für Filme auf den DVDs drauf sind. Dann habe ich im Internet die Film-Clips gesehen und fand es total klasse und interessant”, mailt Gerda Hagemann aus Bad Eilsen. „Besonders schön finde ich die alten Aufnahmen aus Bückeburg und vom Schloss.” Wie die Leserin aus Bad Eilsen klicken viele Schaumburger auf die Internetseite www.film.kamerazwei.de. Dort sind mehrere Film-Clips zu sehen, die einen echten Vorgeschmack auf die DVD-Edition „Mein Schaumburg” bieten. In Trailern gibt es Bilder aus fast allen Jahrzehnten. Diese sind jedoch nur ein kleiner Ausschnitt: die komplette Filmsammlung ist vier Stunden lang, mit Kommentaren versehen, musikalisch untermalt und durch viele Interviews mit Experten und Zeitzeugen ergänzt. Die fünf DVDs führen durch acht Jahrzehnte Schaumburger Geschichte und kosten 59.90 Euro. Es ist die größte Filmsammlung aus Schaumburg, die es je gab. Aus über 200 eingesandten Filmen entstand diese DVD-Edition. Das Besondere: Das gesamte Material deckt die Zeitspanne von 1920 bis 1999 ab. Alles stammt aus privaten, zum Teil lange vergessenen Beständen, wurde in Schränken und Schubladen, in Kellern und auf Dachböden aufgestöbert. Das bedeutet: Die meisten Filme waren bisher unveröffentlicht und feiern in der Sammlung eine Premiere. So auch die sehr ungewöhnlichen Aufnahmen aus Rodenberg. Nach tagelangen Regenfällen tritt im Frühjahr 1981 die Rodenberger Aue über die Ufer. Die Wassermassen überschwemmen Straßen, große Teile der Stadt stehen unter Wasser. Auch der Sportplatz gleicht einem riesigen See. Bei allem Ernst der Lage nutzen die Rodenberger die Fluten auch für einen lustigen Einsatz: Wagemutige paddeln mit einem Schlauchboot zwischen den Fußballtoren umher. Diese Bilder wurden gefilmt und sind in der Filmbox zu bestaunen. Die Filme blicken auch weiter zurück, zum Beispiel ins Jahr 1948. Erinnerungen werden geweckt an die Währungsreform. Die D-Mark wird eingeführt und mit einem Mal sind die Geschäfte voll. Alles gibt es zu kaufen. So auch in Obernkirchen. Malermeister Kurt Lübke, langjähriger Stadtkommandant der Bürgerschützen, filmte in den Geschäften der Bergstadt. Es entstanden eindrucksvolle Aufnahmen von gefüllten Regalen, von geschäftigen Kaufleuten und von staunenden Schaumburgern. Erstmals öffentlich zu sehen sind auch exklusive Filmaufnahmen vom Gorbatschow-Besuch 1998 in Bückeburg. Zwei Jahre lang hatte sich der damalige Landtagsabgeordnete Friedel Pörtner bemüht, den Reformpolitiker nach Schaumburg einzuladen. Im März war es endlich so weit: In Bückeburg versammeln sich tausende Bürger, um Michail Gorbatschow live zu erleben – auch Hobbyfilmer Siegfried Eckert aus Möllenbeck ist mit seiner Kamera dabei. „Diesen Tag werde ich bis an mein Lebensende nicht vergessen. Schließlich ist Gorbatschow einer der wichtigsten Architekten der deutschen Einheit”, erinnert sich Friedel Pörtner im Interview für die Filmsammlung „Mein Schaumburg”. Pörtner erzählt auch von einem ganz besonderen Zwischenfall mit Gorbatschow während einer Autogrammstunde in Stadthagen, an die sich der Friedensnobelpreisträger auch nach seiner Rückkehr nach Moskau noch lange erinnerte – zu hören und zu sehen ist dies im Teil fünf der DVD-Sammlung. Foto: privat