Überall sind Tier- und Pflanzenarten auf dem Rückzug. Wer jetzt an den Klimawandel denkt, liegt nur zum Teil richtig.
Weltweit soll der Klimawandel bislang nur für 1 Prozent des Artenschwundes verantwortlich sein, wie Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der Ökologischen Schutzstation ÖSSM, auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilt. Nach seinen Beobachtungen ist am Steinhuder Meer noch keine Art aufgrund des Klimawandels verschwunden. „Das passiert auch nicht so schnell“, so Brandt. Viel bedeutender für das Artensterben ist die intensive Landnutzung samt des ebenso intensiven Einsatzes von Agrarchemikalien, Entwässerung oder Innutzungsnahme von vorher ungenutzten Flächen. „Das ist weltweit der Faktor Nummer 1. Da muss man nichts schönreden, was ja offensichtlich gerade opportun ist“, so Brandt und führt weiter aus: „Auf einem tot gespritzten Acker ist das Wetter oder Klima für Tiere und Pflanzen egal.“ Nach Auffassung von Brandt werden Neozoen, also gebietsfremde Tiere, wie Waschbären aus Nordamerika oder Marderhunde aus Ostasien weltweit eine größere Rolle bei der Reduktion heimischer Tierarten spielen. Schon jetzt ist der Verlust unter den heimischen Tieren enorm.
Großer Brachvogel und Uferschnepfe sind am Steinhuder Meer verschwunden. Grund dafür ist die Intensivierung der Landnutzung durch Trockenlegung. Verschwunden war auch der Laubfrosch. Durch Trockenlegung und Verfüllen gingen seine Laichgewässer verloren. „Das konnten wir umdrehen, aber erst durch die aufwändige Wiederansiedlung“, so Brandt. Hierfür wurden dutzende neuer Gewässer angelegt. Rund 700 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche wird extensiver und giftfrei bewirtschaftet (Naturschutzgebiet Meerbruchswiesen).