Abschied vom Runden Tisch | Schaumburger Wochenblatt

Abschied vom Runden Tisch

Im vertrauten Kreis: Anja Schulze wird von den Kolleginnen verabschiedet.  (Foto: privat)
Im vertrauten Kreis: Anja Schulze wird von den Kolleginnen verabschiedet. (Foto: privat)
Im vertrauten Kreis: Anja Schulze wird von den Kolleginnen verabschiedet. (Foto: privat)
Im vertrauten Kreis: Anja Schulze wird von den Kolleginnen verabschiedet. (Foto: privat)
Im vertrauten Kreis: Anja Schulze wird von den Kolleginnen verabschiedet. (Foto: privat)

Nach 43 Jahren im Dienst der Polizei verabschiedet sich eine Pionierin aus Wunstorf: Anja Schulze, die als erste Frau ihren Dienst bei der Polizei in Wunstorf antrat, blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. „Ich war während meiner Ausbildung die erste Frau bei der Polizei in Wunstorf“, erinnert sie sich. „Für mich selbst hatte ich den Anspruch, dass meine Leistung stets 120 Prozent betragen muss.“ Ihr Dienst begann am 5. April 1982 und auch heute, nach mehr als vier Jahrzehnten im Polizeidienst. Sie sei immer gerne hierhergekommen. ”Es war von Anfang an mein absoluter Traumberuf“, sagt sie. Besonders prägend war ihr Engagement im Bereich des Gewaltschutzes. Durch eine dienstliche Erfahrung im Bereich Stalking, bei der sie selbst betroffen gewesen war, kam sie zum „Runden Tisch“.

Von Anfang an dabei

Als 2001 das Gewaltschutzgesetz erlassen und der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt in Wunstorf ins Leben gerufen wurde, war Anja Schulze von Anfang an dabei. „Früher haben wir bei Streitigkeiten zwischen Ehepaaren oft das Opfer in Sicherheit gebracht. Heute ist es anders: ‚Wer schlägt, der geht.‘ Die Wegweisung ist ein sehr wichtiges Instrument“, erklärt sie. Sie erinnert sich an die ersten Schritte des Runden Tisches. „Ich kann mich noch erinnern, wie die damalige Gleichstellungsbeauftragte eine Frau bei der Polizei abgeholt hat, um sie ins Frauenhaus zu bringen. Das hat bei mir Eindruck hinterlassen.“ Der Runde Tisch hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ist gewachsen, besonders in Bezug auf die Vernetzung der beteiligten Institutionen. „Der Austausch ist bis heute sehr wichtig. Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, wie zum Beispiel am 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen, hat uns noch stärker zusammengeschweißt. Wir müssen auch heute immer wieder neue Impulse setzen und für dieses Thema sensibilisieren“, so Schulze.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Marija Giessen, hebt die langjährige und wertvolle Zusammenarbeit hervor. „Anja war von Anfang an dabei und hat den Runden Tisch geprägt. Sie hat im Bereich häusliche Gewalt Expertise und Erfahrung mitgebracht, die wir sehr wertgeschätzt haben. Sie hatte immer ein offenes Ohr für uns. Zusammen haben wir einiges bewegt.“

Anerkennung gewachsen

Ihr Weg bei der Polizei war nicht immer einfach. „Natürlich gab es auch schwierige Momente – tragische Vorfälle und der ein oder andere Angriff, zum Beispiel als mir ins Gesicht gespuckt wurde. Aber ich habe immer versucht, mit Worten zu deeskalieren“, so Schulze. Mit der Zeit, so sagt sie, wurde die Anerkennung größer. „Je älter du wirst, desto mehr hast du das Gefühl, anerkannt zu werden.“ In den frühen Jahren wurde sie, wie viele andere Frauen, in männliche Uniformen gesteckt, was nicht immer vorteilhaft ausgesehen hat. Heute jedoch ist die Situation eine andere. „Jetzt ist es ganz anders, und viele Frauen arbeiten mittlerweile bei der Polizei.“ Der Abschied von Anja Schulze vom Runden Tisch fällt schwer. Ihre langjährige Expertise und ihr Engagement in der Gewaltprävention haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ihre Nachfolge ist jedoch bereits gesichert. Die neue Kollegin wird die Arbeit in der Bekämpfung von häuslicher Gewalt in Wunstorf fortführen.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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