Man kann nur erahnen, wieviel Menschen an den über 200 Jahre alten Bäumen im Bad Nenndorfer Kurpark im Laufe der Zeit vorbeispazierten und sich an ihnen erfreuten, bevor sie jetzt abgestorben entnommen wurden. „Einiges an alten Buchen musste fallen. Das reißt jetzt schon eine ganz schöne Lücke“, bedauert Dr. Marion Oblasser, zuständig in der Stadtverwaltung für Natur und Umweltschutz. „Die ganz alten sind natürlich auch in einem Alter, wo sie sowieso irgendwann absterben würden. Sie stammen aus der Ursprungszeit des Parks.“ Sie seien einerseits alt und zum anderen den geänderten Standortbedingungen ausgesetzt. „Die ersten wurden bereits um 1750 gepflanzt. Diese Bäume können sich nicht mehr anpassen. Wenn dann noch extreme Trockenzeit hinzukommt, dann ist es natürlich vorbei.“
Infolge der extremen Wetterphänomene der Jahre 2017, 2018 und 2019 kam es zu massiven Schädigungen in allen historischen Parks und Gärten Deutschlands. Zu diesem Schluss kam eine aktuelle Studie der Technischen Universität Berlin. Vielfach betroffen sind demnach immer wieder wertvolle alte Gehölze. Es kam und kommt zu Astbrüchen, Zusammenbrüchen und Entwurzlungen von Einzelbäumen, aber auch ein Absterben ganzer Baumgruppen und bestände wurde beobachtet. Als primäre Ursache schienen die Extremwetterereignisse und Wetterperioden verantwortlich zu sein, die als Teil des einsetzenden Klimawandels gedeutet werden. Insgesamt 59 Prozent – der in 62 Parks in elf Bundesländern untersuchten Bäume – haben leichte bis mittelgroße Schäden, neun Prozent sind schwer beeinträchtigt oder bereits tot.
„Diese Zahlen können wir für den Kurpark in Bad Nenndorf entsprechend bestätigen“, erklärt Oblasser. Ob der Klimawandel oder eher das Wetter dafür verantwortlich ist, möchte Oblasser offenlassen. Ihren Blick richtet sie auch als hauptverantwortliche Leiterin für das Großprojekt Landesgartenschau 2026 in Bad Nenndorf auf diese Fragen. „Im Rahmen der Planungen für die Landesgartenschau 2026 haben wir natürlich gesagt, jetzt schauen wir, wo was passiert, weil im Augenblick ohnehin das große Absterben begonnen hat. Wir sind durch mit den notwendigen Baumfällungen. Aus Verkehrssicherungspflicht ist auch das Totholz entnommen worden. Jetzt können wir wieder nachpflanzen.“ Und darin liege die besondere Chance für die Parke in Deutschland, betont die Studie aus Berlin, und gibt einen besonderen Hinweis. Die Chance liege in der Naturverjüngung, durch Neupflanzungen, um das Aufwachsen von Bäumen zu befördern. Aber diese Neuanpflanzungen, so der Rat, sollten „aus dem unmittelbaren Umfeld der Bäume, die gefällt wurden, stammen“, und nicht aus einer beliebigen Baumschule. Hieße für Bad Nenndorf: Nachwuchs aus dem direkten Umfeld des Kurparks zu nehmen und zu nutzen, weil sich diese Pflanzen an die Situation vor Ort schon gewöhnt haben. So, wie es auch Wolfgang Seifert seit sieben Jahren macht. Er züchtet die heimische Süntelbuche in Apelern, die vor allem im Süntel und Bad Nenndorf vorkommende Baumart, indem er die Samen der Süntelbuchen im Kurpark sammelt und daraus Süntelbuchen züchtet, von denen inzwischen einige ausgepflanzt werden konnten, um den Bestand zu sichern.
Auch für Oblasser ist dieses Vorgehen der Studie nicht neu, sondern gehört für sie zum Konzept: „Wir haben das tatsächlich vor. Naturverjüngung ist das Beste, was einem passieren kann. Wir haben aktuell sehr viel Naturverjüngung durch die Selbstaussaaten des Baumbestandes. Man muss nur sehen, dass es sich in Bad Nenndorf um eine Parkanlage handelt. Es geht um Buchen, die das alte, historische Parkbild auch dargestellt haben. Wir versuchen dort, wo Aufwuchs ist, sie zu erhalten und auch zum Teil umzusetzen. Mit einem Betrieb, der sich darauf spezialisiert hat, werden wir Kontakt aufnehmen.“
Auch was die Vorsorge bei möglichem Wassermangel im Park betrifft, gibt es konkrete Überlegungen und Planungen für ein Wasserkonzept, um es mit der Landesgartenschau umzusetzen. Ablasser: „Dass man zusieht, wo neu gepflanzt wird, auch eine Tröpfchenbewässerung gleich mit installiert ist. Damit es automatisch läuft und man weniger Wasserverbrauch hat. Wir haben uns natürlich auch Gedanken gemacht, was zu tun ist, wenn der Wasserbedarf höher wird, wo man noch Wasserreservoire dezentral im Park installieren kann. Dazu haben wir ein Projekt Wassermengenmanagement, das als Förderprojekt geführt wird. Wenn wir beispielsweise die Liegehalle sanieren, dass dort eine Zisterne mit vorgesehen wird. Oder ob man die bestehenden alten Wasserspeicher noch nutzen kann und sie befüllt. Hierbei beschäftigt man sich mit den Fragen, woher man Wasser bekommen und vielleicht auch Zwischenspeicher einrichten kann. Wieviel Wasser wir zusätzlich für die Landesgartenschau verbrauchen werden. Und eben die Tröpfchenversorgung, auch wenn es für die großen und ältesten Bäume nicht infrage kommt. Für sie kann man mit dieser Methode nicht genügend Wasser zuführen.“