Dazu sagt Frank Scholz, langjähriger Gewässerwart des Vereins und von Berufswegen mit der Wasseranalyse betraut: „Durch ein Vereinsmitglied wurde am vergangenen Freitag erstmalig zwischen Rusbend und Hespe auf dem Mittellandkanals eine leuchtend neongrüne Verfärbung gesichtet. Dieser Verdacht hat sich dann am Samstag nach Entnahme einer Probe erhärtet.” Infolgedessen sei der Fund dem zuständigen Gesundheitsamt und der Polizei gemeldet worden, berichtet er. „Dieser Nachweis” sagt Scholz „ist für unseren Gewässerabschnitt in dieser Massivität einmalig.” Zwar habe sich dank des Schiffsverkehres und des Windes in dem mehr oder weniger stehenden Gewässer ein Algenteppich nicht bilden können, doch sei die Verfärbung mit abnehmender Intensität in Richtung Rusbend im gesamten Bereich sichtbar. Durch die bevorstehenden heißen Tage werde sich die Blüte der Blaualgen nach einem deutlichen Rückgang zu Beginn der Woche erneut verstärken. „Davon müssen wir ausgehen”, befürchtet Scholz und rät Menschen weder im Gewässer zu baden noch Hunde oder andere Haustiere ans Wasser zu lassen. Beim Mittelandkanal handele es sich um ohnehin eine Bundeswasserstraße und nicht um ein Badegewässer, sagt Anja Gewald vom Landkreis Schaumburg. Der Kanal sei weder für den Allgemeingebrauch freigegeben, noch gebe es dort eine offizielle Badestelle. „Das Gesundheitsamt untersucht nur offizielle Badegewässer”, sagt sie und erklärt, dass ein solches im Landkreis Schaumburg nur der Doktorsee sei. Aus diesem Grund habe man seitens des Gesundheitsamtes im Mittellandkanal auch keine Proben entnommen. Blaualgen sind im biologischen Sinne keine Algen, sondern zellkernlose Cyanobakterien, deren Farbspektrum von leuchtend grün bis blau variiert. Der Großteil der großen Anzahl unterschiedlicher Arten ist harmlos, einige wenige bilden bei hohen Temperaturen giftige Substanzen, die bei Haut- und Schleimhautkontakt Reizungen verursachen. Bei Verschlucken des betroffenen mit Toxinen belasteten Wassers droht fiebriger Durchfall sowie Atemwegserkrankungen und Erbrechen. Das Erkrankungsrisiko potenziert sich bei mehrmaligem Kontakt an aufeinanderfolgenden Tagen. Neben Kleinkindern sind besonders ältere oder geschwächte Personen gefährdet, während Hunde und andere warmblütige Tiere in der Vergangenheit wiederholt an den Vergiftungen starben. Wer Hinweise auf die gefährlichen Bakterien entdeckt, sollte diese umgehend den örtlichen Behörden melden. Betroffenen mit Krankheitssymptomen wird empfohlen nicht zu zögern und schnellstens einen Arzt aufzusuchen.
Foto: Frank Scholz