Zwischen 1763 und 1767 folgten viele Deutsche dem Ruf Zarin Katharina der Großen und siedelten nach Russland aus. Sie ließen sich im Gebiet der Wolgasteppe nieder und betrieben auf den fruchtbaren Schwarzerdeböden eine ausgesprochen erfolgreiche Landwirtschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie dort allerdings nicht mehr erwünscht. Nach dem 2. Weltkrieges mussten sie unter Stalin nach Sibirien und Kasachstan umsiedeln. Tausende starben in dieser Zeit durch Hunger und Kälte. Später fanden fanden die ehemaligen Landwirte Arbeit in den örtlichen Großbetrieben der Sowchosen und Kolchosen. Inzwischen haben viele Familien diese Region bereits wieder verlassen und sind nach Deutschland zurückgekehrt. Im Norden der USA sowie in Kanada fanden die zur Religionsgemeinschaft der Wiedertäufer gehörenden Mennoniten, Amish und Hutterer eine neue Heimat. Sie wurden aus religiösen Gründen vor über 200 Jahren aus Europa vertrieben. Im alltäglichen Leben und auf Märkten sowie in den Gottesdiensten dieser Gruppen wird immer noch Deutsch gesprochen. Die Landwirtschaft der Mennoniten und Amish ist eher mittelalterlich, da sie keine Elektrizität oder motorische Geräte benutzen. Ganz im Gegensatz zu den Huttern im Westen Kanadas. Sie leben dort in großen Kolonien und betreiben eine sehr intensive und erfolgreiche Landwirtschaft. Jede Kolonie bewirtschaftet Flächen von 5.000 bis 10.000 ha. Heute leben dort rund 400 Familien in etwa 400 Kolonien. In der Regel hat jede Familie zwischen acht und zehn Kindern. Sobald die Personenanzahl einer Gemeinschaft 180 übersteigt, wird neues Land erworben und eine neue Kolonie gegründet. Bei den einheimischen Landwirten sind die Auswanderer eher unbeliebt. Unter anderem, weil die Hutterer überwiegend für den Eigenverbrauch produzieren und ihr Geld daher innerhalb der Kolonien verbleibt. Zwischen 1854 und 1875 sind viele Deutsche aus dem Gebiet der Lüneburger Heide über die Herrmannsdorfer Mission nach Afrika ausgewandert. Ursprünglich wollten sie in Äthiopien ansiedeln, landeten aber letztendlich an der Küste Südafrikas. Ortnamen wie Lüneburg, Wattburg oder Braunschweig in der Region KwaZulu-Natal, südöstlich von Johannisburg, zeugen noch heute von den deutschen Wurzeln. Den Mittelpunkt der Gemeinschaften bilden oft die Kirchen mit einem regen Gemeindeleben, dass sich durch einen großen Zusammenhalt auszeichnet. Mit jährlichen Niederschlägen von 900 bis 1.000 mm hat sich dort eine intensive Land- und Forstwirtschaft entwickelt. In Namibia leben heute etwa noch 30.000 Menschen mit deutschen Wurzeln. Sie sind zum größten Teil Nachfahren von Siedlern aus der Zeit, als Namibia noch die deutsche Kolonie Deutsch-Südwest Afrika (1884 bis 1915) war. Viele Farmerfamilien sowie die Einheimischen sprechen noch Deutsch oder Platt. Auf den durchschnittlich 5.000 ha großen Farmen wird überwiegend Viehwirtschaft betrieben. Die wenigsten Farmer können allerdings noch ausschließlich von der Landwirtschaft leben. Da Namibia zu über 90 Prozent aus Wüste oder Halbwüste besteht, stellt die extreme Trockenheit ein großes Problem dar. Die Niederschläge schwanken, je nach Region, zwischen 60 und 650 mm pro Jahr. Daher sind viele Familien nebenbei im Tourismus tätig. Ende des 18. Jahrhunderts siedelten sich die sogenannten „Donauschwaben” als produktive Landwirte an der Donaumündung in Süddeutschland an. Nach Ende des 2. Weltkrieges waren sie jedoch gezwungen diese neue Heimat zu verlassen. 1951 wanderten rund 500 Familien mithilfe der „Schweizer Eurohilfe” nach Brasilien in den Distrikt „Entre Rios” aus. Nach anfänglichen Schwierigkeiten im Umgang mit den dortigen Verhältnissen gelang es den 2.500 Auswanderern schließlich sich landwirtschaftlich zu etablieren. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte die von den Aussiedlern gegründete Genossenschaft „Agraria”, die auch „Mutter Agraria” genannt wird. Sie unterstützt die Landwirte auf jede erdenkliche Weise, ist Kreditgeberin und wirkt als Vermittlerin, kümmert sich um das Marketing, erwirbt und veräußert Vorräte und Erzeugnisse. Mittlerweile besitzt die Genossenschaft sogar eigene Versuchslabore und arbeitet mit Forschern auf der ganzen Welt zusammen. Die „Donauschwaben” hält Brüggemann für die wohl erfolgreichste Gruppe von Auswanderern. Warum deutsche Landwirte auch im Ausland oft sehr gut zurechtkommen, darüber konnte auch Carsten Brüggemann nur spekulieren. Sicherlich tragen Eigenschaften wir Fleiß, Ordnung und Disziplin nicht unerheblich zum Erfolg bei. Einen großen Einfluss habe laut Brüggemann aber wohl auch „die Triebkraft der deutschen Unzufriedenheit”.Foto: sk