Zwar sei nicht alles „Friede, Freude, Eierkuchen” in der Schule mit 1.000 Schülerinnen und Schülern, so der stellvertretende Schulleiter André Sawade, doch durch die vorbereitenden Strukturen im Fall auftretenden Mobbings habe sich die Schule Problemlösungsstrategien zurechtgelegt, die im konkreten Fall auch greifen. Warum das Gymnasium Ernestinum gerade jetzt, kurz nach einem öffentlich gewordenen Fall von Mobbing oder sogar sexueller Belästigung, zu einer Information über die Präventions- und Interventionsmaßnahmen bei Mobbingfällen einlädt, dazu Reinhold Lüthen: „Das hat nichts mit aktuellen Fällen zu tun, wir wollen lediglich darstellen, wie wir uns als Schule auf solche Situationen vorbereiten!” Und Lüthen machte auch deutlich: „Wir reagieren nicht auf Elterndruck, wir agieren bereits im Vorfeld und sind auf Fälle vorbereitet!” Unterstützt wird Lüthen in der Schule vom sogenannten „Interventionsteam Mobbing”, zu dem Silvia Randau und Adrienne Scholz zusammen mit dem Schulsozialarbeiter Jan Mork gehören. Grundvoraussetzung für Schülerinnen und Schülern am Gymnasium in Rinteln ist es, dass sie die Schulvereinbarung der Schule unterschreiben. Schon hier wird unter anderem der respektvolle Umgang untereinander eingefordert. Das Mobbingkonzept selbst sieht weitere Präventionsmaßnahmen vor, darunter ein Präventionsprojekt in den 5. und 6. Klassen sowie ein Projekttag „Mobbing” in der 7. Klasse. Hier soll den Schülerinnen und Schülern aufgezeigt werden, was Mobbing eigentlich ist und wie man dem Phänomen begegnen kann. Darüber hinaus gibt es Medienscouts zur Vorbeutung von Cyber-Mobbing. Als weitere Säule hat die Schule seit 2012 ein Gewaltpräventionsprogramm aufgelegt, in enger Abstimmung mit der Polizei Rinteln: „Wir sind zur Zusammenarbeit mit der Polizei verpflichtet und tun dies sehr erfolgreich”, so Lüthen. Doch alles kann man präventiv nicht verhindern. Tritt ein Fall von Mobbing auf, dann kommt es auch zu Interventionsmaßnahmen nach einem abgestuften Konzept. Das „No blame approach” - oder: Ansatz ohne Schuldzuweisung - kommt aus England und setzt auf Problemlösung ohne Bestrafung. Nach einer Evaluation dieses Konzeptes liegt die Auflösung von Mobbing bei 85 Prozent. Ist die Situation allerdings schon zu sehr verfahren, sind die Fronten verhärtet, dann greift die Methode „Farsta”, benannt nach einem Stockholmer Stadtteil, in dem diese Interventionsmethode erarbeitet wurde. Hierbei konfrontiert man den „Täter” mit der „Tat”. Das Interventionsteam im Gymnasium ist extra geschult, um hier abgestuft vorgehen zu können. Wenn auch das Rintelner Gymnasium keine Insel der Glückseeligkeit ist, eskalierende Fälle gibt es hier wenig. Das führt Dr. Gert Armin Neuhäuser aus dem Schulvorstand unisono mit Stephanie Höfig als Schulelternratsvorsitzende auf die gute Präventionsarbeit und die Interventionsstrukturen zurück. Und auch die Schülervertretung mit Imke Buchholz an ihrer Spitze sieht das positiv: „Wir sind froh, dass es die Maßnahmen gegen Mobbing an unserer Schule gibt. Man merkt, dass die Präventions- und Interventionsmaßnahmen von den Schülern ernst genommen werden!” Zwei bis drei Fälle pro Jahr werden in Klassenkonferenzen besprochen. Die sind das Gremium für Ordnungsmaßnahmen gegen die Schüler. Klar ist auch, das am Ende die Landesschulbehörde nach Anhörung von Schülern und Eltern die Ordnungsmaßnahmen, die im § 61 (3) Niedersächsisches Schulgesetz klar und in Stufen aufgeführt sind, noch einmal bestätigen muss. Die Maßnahmen reichen von zeitlich befristetem Ausschluss vom Unterricht bis zur Verweisung von allen Schulen als 
stärkste Maßnahme.Foto: ste