LANDKREIS/STADTHAGEN (bb). Am Standort der Schaumburger Brauerei in Stadthagen wird auch weiterhin Bier gebraut werden, die Arbeitsplätze des derzeitigen Mitarbeiterteams bleiben erhalten. Das Insolvenzverfahren wird mit dem Verkauf der „Schaumburger Privat-Brauerei” an die „Schaumburger Private Braumanufaktur GmbH” abgeschlossen, deren geschäftsführender Alleingesellschafter Friedrich-Wilhelm Lambrecht ist. Ein wichtiges Ziel des Insolvenzverfahrens sei es stets gewesen, die Brauerei in Stadthagen als Produktionsstandort zu erhalten, erklärte Rechtsanwalt Sascha Bibiha aus der Kanzlei Höltershinken und Kollegen. Der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter Bibiha informierte im Pressegespräch gemeinsam mit Friedrich-Wilhelm Lambrecht über den Abschluss des rund zweijährigen Verfahrens und den zukünftigen Kurs der Brauerei. Bibiha betonte dabei, dass das Unternehmen einen erfolgreichen Sanierungsprozess durchlaufen habe. Mit dem Abschluss des Kaufvertrages sei nun die Zukunft der Brauerei gesichert. „Herr Lambrecht war für den Standort der Wunschpartner”, formulierte Bibiha. Lambrecht war Geschäftsführer des Vorgängerunternehmens, übernimmt dieses nun mit der neugegründeten Gesellschaft. Mit seiner genauen Kenntnis des Unternehmens und der Branche wisse er um das Potential des Standortes in der Kreisstadt, so Bibiha. Einstimmig habe die Gläubigerversammlung bei ihrer gerichtlich einberufenen Sitzung das Konzept des Insolvenzverwalters befürwortet und dem Abschluss des Kaufvertrages zugestimmt. Im Sommer 2013 hatte Friedrich-Wilhelm Lambrecht den Insolvenzantrag gestellt. Die Analyse habe ergeben, dass das Geschäftsmodell grundsätzlich tragfähig sei. Allerdings sei eine umfassende Restrukturierung nötig gewesen, so Bibiha. Gemeinsam mit Friedrich-Wilhelm Lambrecht erläuterte er die Sanierungsschritte. So wurde der Fuhrpark des Unternehmens als nicht rentabel geschlossen. Der Lieferverkehr sei auf die regionalen Partner aus dem heimischen Getränkehandel verlagert worden. In diesem Zuge sei drei Mitarbeitern gekündigt worden. Für diese habe die Chance bestanden, bei den Vertriebspartnern unterzukommen. Vor der Insolvenz habe das Unternehmen mit 18 Vollzeit-Angestellten gearbeitet, nun seien dort 14 Vollzeit-Mitarbeiter beschäftigt. Ein Verzicht auf Gehaltsbestandteile oder Urlaubsansprüche bei den Mitarbeitern sei vermieden worden. Als weitere Maßnahmen zählten Bibiha und Lambrecht eine Erhöhung der Preise und eine Vereinheitlichung des Preissystems auf. Neue Sorten seien entwickelt worden. Im Bereich der Vermarktung sei das handwerkliche Können der Brauerei und die hohe Qualität der Zutaten in den Mittelpunkt gestellt worden. Im Prinzip sei das Unternehmen schon immer eine Spezialitäten-Brauerei gewesen, dies werde nun noch gezielter beworben, so Lambrecht. In Stadthagen würden Biere gebraut, die sich durch ihren charakteristischen Geschmack auszeichnen würden. Eben solche Biere würden auf eine gesteigerte Nachfrage stoßen, dies werde mittlerweile auch für das Unternehmen spürbar. Bibiha betonte, dass die enge Kooperation mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner die Sanierung geprägt habe. So sei es gelungen, den Geschäftsbetrieb durchgängig aufrechtzuerhalten. Kein Auftrag sei storniert worden, neue seien hinzugewonnen worden. Außerdem sei zum Brauen von Eigenmarken als Kernkompetenz die Lohnabfüllung für verschiedene Unternehmen gekommen. Lambrecht verwies wie Bibiha auf der Engagement der Mitarbeiter und die breite Solidarität aus der Region, die eine wichtige Rolle bei der Sanierung gespielt hätten. Bibiha erklärte, dass eine ganze Reihe von Investoren an ihn herangetreten sei, sechs hätten sich schließlich als potentielle Interessenten herauskristallisiert. Deren Interesse habe jedoch in erster Linie dem Absatz der Brauerei und nicht dem Standort gegolten. Hätten sie das Unternehmen übernommen, hätte ein Verlust aller Arbeitsplätze gedroht, so Bibiha. Insofern sei er Lambrecht dankbar, dass er sich zur Übernahme entschlossen habe. Die Immobilien des Standorts und die Markenrechte gehören einer anderen Gesellschaft Lambrechts. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart. Bibiha bewertete diesen als „sehr fairen Preis für das Unternehmen”. Die Mitarbeiter hätten die zum 1. September 2015 wirksam werdende Übernahme bei der Verkündung positiv aufgenommen. Lambrecht erklärte, dass vom Neustart ein Signal ausgehe, das den Mitarbeitern eine Perspektive gebe und Neukunden zeige, dass sie von der Brauerei Marken beziehen könnten, auf die sie dauerhaft setzen könnten. Außerdem würden neue Mitarbeiter eingestellt. Die Brauerei suche einen zweiten Außendienstmitarbeiter. Für Anfang 2016 werde ein neuer Brauer eingestellt. Ebenso würden zwei geringfügig Beschäftigte für die verstärkt nachgefragten Brauereiführungen gesucht.Foto: bb