Es sind Schicksale, wie das der kleinen Meret. Bis kurz vor Merets sechstem Geburtstag war in ihrer Familie alles in Ordnung. Bis zu dem Moment als bei ihr Spezialisten die Diagnose „NCL” stellten, eine seltene Stoffwechselkrankheit. Die Krankheit tritt im Kindesalter auf, es kommt zu geistigem Abbau, Erblindung, Bewegungsstörungen und epileptischen Anfällen. NCL ist unheilbar. Ein Jahr nach der ersten Diagnose erblindete Meret, sie war da gerade sieben Jahre alt. Dann setzten bei ihr Depressionen ein, Probleme mit dem Laufen kamen hinzu. Heute ist Meret elf Jahre alt. „Dieser Brief ist uns nicht leicht gefallen”, wandten sich Merets Eltern in diesem Jahr an die Andreas Gärtner-Stiftung. „Aber es geht um unsere Tochter, da ist jeder falscher Stolz fehl am Platze”, schrieben sie. Ihre Hilflosigkeit als Eltern sei das Schlimmste. Meret sei früher immer gerne Fahrrad gefahren, das lässt ihr Zustand heutzutage nicht mehr zu. Mit einem Paralleltandem könne sie wieder gemeinsam mit ihren Eltern das Gefühl des Fahrens haben, doch für den Kauf fehle der Familie das Geld.
In der versammelten Runde herrschte Stille, während Simone Piske von der Andreas Gärtner-Stiftung diesen Elternbrief vorlas. Der Brief war nur einer von vielen, die im Laufe des Jahres bei der Stiftung eingegangen sind. Schon seit Jahren kümmern sich Hermann und Birgit Gärtner, Mitinhaber von porta Möbel in Porta Westfalica und Vorstand der Stiftung, persönlich um die Hilfegesuche. Viele Tränen hätten sie beim Lesen der Briefe vergossen, erzählten beide. Viele schwere Entscheidungen waren zu treffen: Wer bekommt Unterstützung der Stiftung, wem muss man leider absagen. Über 776 000 Euro Spenden konnte die Andreas Gärtner-Stiftung in diesem Jahr ausschütten – vornehmlich an Familien. Die Stiftung engagiert sich seit 20 Jahren für die Förderung und Integration von Menschen mit geistiger Behinderung. Hermann Gärtners Sohn Andreas war selber beh+indert und benötigte Hilfe und Pflege. „Wir wollen den Personen helfen, nicht den Institutionen”, sagte Hermann Gärtner. Jeder kann die Arbeit der Stiftung mit einer Spende unterstützen (www.andreas-gaertner-stiftung.de). Zuschüsse für die Ermöglichung einer Delphin-Therapie, Unterstützung für den Kauf eines behindertengerechten Autos oder ein Zuschuss für den Kauf eines Reha-Hundes – die finanzielle Hilfe ist vielfältig und immer wieder notwendig. Denn oftmals muss sich ein Elternteil komplett um die Pflege eines behinderten Kindes kümmern. Damit fehlt es an einem Einkommen, Krankenkassenzuschüsse gibt es auch immer seltener. „Was uns überrascht hat, sind auch die vielen Bitten um Geld für Winterbekleidung”, berichtete Birgit Gärtner. „Unsere Gesellschaft ist nicht so reich, wie wir uns oft geben”, pflichtete ihr Vater Hermann Gärtner bei.
In diesem Jahr erreichten die Stiftung auch vermehrt Anfragen, von Familien, deren Kinder plötzlich durch Erkrankung oder einen Unfall schwerstbehindert sind. „Es kann jeden treffen, auf einmal”, verdeutlichte Birgit Gärtner. Insgesamt über 220 Mal hat die Stitung geholfen. Familien mit behinderten Kindern, darunter auch einige aus dem Landkreis, diverse Einzelpersonen und Institutionen, wie die Paritätische Lebenshilfe Schaumburg Weserbergland, haben in diesem Jahr Unterstützung erhalten.
Mit der Hilfe der Andreas Gärtner-Stiftung wird auch Meret gemeinsam mit ihrer Familie wieder Radfahren können. 6195 Euro Zuschuss gibt die Stiftung für den Kauf des Tandems. Foto: mh