Das Thema der von der Evangelischen Erwachsenenbildung und dem Netzwerk Hamelner Gesundheitsdienste organisierten ausgebuchten Fortbildungsveranstaltung war: „Wenn die Seele vereist. Traumatische Erlebnisse und ihre Nachwirkungen im Leben alter besonders pflegebedürftiger Menschen”, gleichzeitig auch Titel ihres sehr verständlich geschriebenen Buches. Als Folgeschäden, unter denen etwa acht Prozent der älteren Bundesbürger leiden, beschrieb Prof. Teegen, deren Arbeitsschwerpunkt lange Jahre die Psychotraumatologie war, Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Krankheitszeichen können bedrängende Erinnerungen, Vermeidung von Situationen, Gefühlen, Gedanken, die an das Trauma erinnern könnten, Gefühlstaubheit oder körperliche Hocherregung sein. Bei chronischer PTBS entwickeln sich zusätzliche Störungen wie Depression, Substanzmissbrauch, Schmerzzustände oder körperliche Erkrankungen. Zudem erstarrt oft die Kommunikation im gesamten Familiensystem.
Nicht nur Kriegserlebnisse sondern auch kriminelle Gewalttaten, Katastrophen oder Unfälle, lebensbedrohende Krankheiten oder plötzlicher Verlust eines nahestehenden Menschen können gerade bei Frauen, mehrfacher Traumatisierung oder fehlender sozialer Unterstützung zu schweren seelischen und körperlichen Belastungen führen, die bis ins hohe Alter nachwirken. Besonders bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit können diese Erfahrungen auch nach vielen Jahrzehnten plötzlich durch Schlüsselreize wie Geruch, Geschmack, Körperposition oder Berührung in der Erinnerung wieder lebendig werden und extreme Verstörung hervorrufen.
Das Seminar vermittelte Kenntnisse über Wahrnehmungshilfe für traumatische oder traumaverdächtige Symptome, konkrete Hilfen und wie wirksame psychologische Unterstützung für Ältere zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beitragen kann. Durch aktive Auseinandersetzung mit den belastenden Erinnerungen überwinden viele Menschen ein Trauma mit Hilfe verständnisvoller Bezugspersonen, wobei auch die Seelsorge mit haltgebenden Ritualen, Vergebung und einer „guten Beziehung zu Gott” sich positiv auf das körperlich-seelische Befinden der Betroffenen auswirkt.
Gibt es denn Medikamente, die bei der Behandlung von traumatischen Belastungsstörungen wirksam sind? Prof. Teegen verneinte diese Frage entschieden, doch können Angehörige, Pflegepersonal und begleitende Dienste wie der Hospizverein durch Zuhören und Wertschätzung der betroffenen Menschen, die die Psychotherapeutin im übrigen nie Opfer sondern Zeitzeugen nennt, Leid lindern oder gar zur Überwindung des Traumas beitragen.
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