Wicklein stellte sich für die „Weserspatzen” schnell als eine ideale Wahl heraus, denn seit dem fünften Lebensjahr lebte und sang er in einem der bekanntesten Kinder- und Jugendchöre Deutschlands und hatte im Laufe der Jahre das Vereinsleben mit allen Nuancen der pädagogischen und musikalischen Arbeit bis hin zum professionellen Konzert- und Reisemanagement kennen gelernt.
Beruflich kommt Wicklein eigentlich aus der Chemie und er war vier Jahre in der pharmakologischen Forschung tätig. Doch sein neuer Werdegang „Musik” ließ ihn nocheinmal die Schulbank drücken und er studierte Gitarre. Jetzt musste er einen Kinderchor leiten und der Start dabei war mühsam und schwierig. Drei mal hatten in kurzer Zeit die Chorleiter gewechselt. Jetzt erforderte es von dem neuen Dirigenten viel Geduld; mühevolle, kleinste Schritte sollten dennoch in wenigen Jahren zum Erfolg führen: er schloss einen Kooperationsvertrag im Rahmen des Verbandes Deutscher Musikschulen und des deutschen Sängerbundes mit der Kreisjugendmusikschule in Rinteln und gründete einen Vorchor für die jüngsten Chorkinder, die von ihm liebevoll „Spatzenküken” getauft wurden. Von den Spatzen „Wicki” genannt, verstand es Wolfgang Wicklein gut, den Spaß am Singen und die Gemeinschaft in den Vordergrund zu stellen. Der Beginn mit kleinen Auftritten in Seniorenheimen oder bei Geburtstagsfeiern steigerte sich zur ersten Konzertbeteiligung anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Liedertafel, dem Trägerverein der Weserspatzen. Es folgte erste Freizeiten, bei denen auch immer das gemeinsame musizieren im Vordergrund stand.
Und es ging aufwärts mit den Weserspatzen. Erste Artikel in den Zeitungen zeugten von einem hochklassigen und disziplinierten Chor und vereinsintern wurde viel gefeiert und gelacht. Dann folgten erste Auftritt mit richtigem Honorar und das stellte den Chor vor das Problem, dass die passende Chorkleidung fehlte. Der Retter hieß Paul Grollmisch, damals Vorsitzender der Rintelner Liedertafel und mehr als nur guter Freund der Weserspatzen. Mit seiner finanziellen Unterstützung und dem Engagement der Schneidermeisterin Renate Führing aus Hespe gelang das Unglaubliche: aus fünf Vorschlägen heraus entstand die noch heute von den Spatzen getragene Chorkleidung.
Und plötzlich gab es unzählige Konzerttermine von Köln bis Bremen, Berlin bis Hamburg.
1990 machten sich die Weserspatzen selbstständig und beim „Tag der Niedersachsen” in Stade konnte man das erste Mal die fröhlichen „Weserspatzen” unter der Leitung von Wolfgang Wicklein im Fernsehen sehen. Die erste Musikkassette wurde eingespielt und war ein Riesenerfolg; fünf weitere CD-Aufnahmen schlossen sich an. Auftritt in zahlreichen europäischen Ländern folgten.
Die Sänger gaben nicht nur in Rintelns Partnerstädte Kendal und Slawno einen Einblick in ihr Können, sondern auch nach Frankreich, Belgien, Luxemburg, England, Polen, Russland, Tschechien, Österreich und Ungarn. Ein Reisebus der Firma Schütte wurde stets zum „Wohnmobil” umgestaltet und die zuverlässige Fahrerin Renate Schütte gehörte schnell mit zum Leitungsteam.
Und weitere Pläne, darunter eine Tournee durch die Vereinigten Staaten, liegen ausgearbeitet in der Schublade von Wicklein. Pläne eines Chores, der vom NDR einmal als „...bester Kinderchor Deutschlands” bezeichnet wurde. Das Repertoire der Weserspatzen umfasste inzwischen Lieder von der Renaissance bis zur Moderne und auch vor der Pop- und Rock-Musik war Wicklein nicht bang. Wicklein ruhte sich nie aus auf dem Erfolg seines Chores. Er knüpfte Kontakte zu Radiosendern und ihm gelang ein Kooperationsvertrag mit Erich Storz und seiner Schallplattenfirma; der Türöffner für Fernsehauftritt, CD-Aufnahmen, Konzerte, Live-Shows und Hitparade.
An Victor Pidpalyy, seinen Nachfolger, übergab Wicklein einen perfekt gestalteten Chor. Seinen Spatzen gab er zum Abschied mit auf den Weg: „Ich wünsche Euch in Zukunft weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Denkt daran: Singen ist etwas sehr Schönes, etwas was direkt aus dem Herzen kommt - das Spiegelbild Eurer Seele!”
Foto: ste/privat