Düstere Wolken am Himmel für Ferkelerzeuger. Viele haben bereits das Handtuch geworfen, weil durch die Verdoppelung der Futterkosten, Verteuerung der Energie und Absatzschwierigkeiten Verluste eingefahren werden. „Die Situation ist dramatisch”, sagt Landwirt Heiko Bothe aus Hagenburg. Doch er wird wohl oder übel weiter machen müssen und auf höhere Preise hoffen. Für ein Kilogramm Mastschwein wird derzeit 1,40 Euro gezahlt, 1,70 bis 1,80 Euro wären nötig. Bothes Hauptproduktionsrichtung liegt in der Ferkelerzeugung mit 280 produzierenden Sauen und 1200 Ferkelaufzuchtplätzen sowie 300 Mastplätzen. Der bisherige Abnehmer der Ferkel ist abgesprungen. Bothe hat 60 Kilometer entfernt bei Hoya einen Stall gepachtet und zieht die Ferkel bis zu 30 Kilogramm Gewicht auf. Alle 14 Tage erfolgt dorthin ein Transport, was zusätzliche Belastungen verursache. Insgesamt erzeugt der Hagenbugrer Landwirt 6000 Ferkel im Jahr, derzeit bringe jedes Tier einen Verlust von 20 Euro. „Das können wir nicht mehr lange verkraften”, merkte er an. Zum Familienbetrieb gehören noch eine Betriebsfläche von 55 Hektar, davon 21 Hektar gepachtet, die Bodengüte liegt bei 35 bis 68 Bodenpunkten, angebaut werden Zuckerrüben, Winterweizen, Wintergerste und Winterraps. Zu einer Pressekonferenz hatte das Landvolk Niedersachen auf den Hof der Familie Bothe geladen. „Sauenhalter und Schweinemäster zählen zu den größten Sorgenkindern der Branche”, so Landvolkpräsident Werner Hilse. Der seit dem Sommer vergangenen Jahres beobachtete Stimmungsumschwung in der Landwirtschaft sei an dieser Gruppe vollständig vorbei gegangen. Die Veredelungsbetriebe brauchten dringend höhere Preise, um zunächst aus der Verlustzone zu kommen. Hilse befürchtet, dass insbesondere die größeren zukunftsorientierten Betriebe dem wirtschaftlichen Druck nicht länger Stand halten können. Damit gerate ein wichtiger Wirtschaftszweig der Agrar-und Ernährungsindustrie in Gefahr. Bereits im vergangenen Jahr habe fast jeder zehnte Tierhalter mit Sauen aufgegeben. Auf knapp 5500 Bauernhöfen wurden im November 2007 Sauen gehalten, ein Jahr zuvor waren es knapp 6200. Die Notierungen kämen seit gut einem Jahr kaum über die Marke von 30 Euro je Ferkel. Damit erhielten die Landwirte nur etwa halb soviel Geld, wie sie zur Deckung ihrer Kosten benötigen. Das verdeutlichten der Landvolkpräsident, Landvolk-Hauptgeschäftsführer Jörn-Johann Dwehus und der Vorsitzende des Kreisverbandes Schaumburg, Heinz Schweer. Ferkelhalter wie Heiko Bothe müssten rund 30 Euro mehr für ein Ferkel erhalten, um die Verlustzone zu verlassen. Daher hätten die Verbraucher für ein gutes Produkt aus deutschen Landen (aus Niedersachsen stammt jedes dritte Schwein) auch tiefer in die Tasche zu greifen. „Im Moment ist Eintritt zu zahlen, wenn man in den Ferkelstall will”, meine Hilse. Der „Schweinezyklus”, das Auf und Ab der Preise, sei bekannt. Derzeit werde aber ein besonders tiefes Tal durchschritten. Der Landvolkpräsident sieht aber auch einen Hoffnungsschimmer. Zu Beginn dieses Jahres gingen die Preise etwas nach oben. Foto: gi
Landvolkpräsident Werner Hilse (2.v.r.) zu Gast auf dem Hof von Heiko, Annegret und Henning Bothe.
Bild 2: Schwere Zeiten für Ferkelerzeuger: Heiko Bothe im Juni des vergangenen Jahres mit Schülern aus Steinhude.