Hexenverbrennungen, Erzählungen aus dem Zweiten Weltkrieg oder jüdische Schicksale: Es sind keine einfachen Themen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler des 12. und 13. Jahrgangs des Hölty-Gymnasiums Wunstorf in den letzten Wochen auseinandergesetzt haben. Inspiriert von verschiedenen Anekdoten oder Begebenheiten aus der Geschichte Wunstorfs illustrierten sie 35 großformatige Werke, die nun – aufgrund einer Zusammenarbeit mit dem Forum Stadtkirche – in der Stadtkirche ausgestellt sind.
Gemäß des diesjährigen Abitur-Themas „Bilder zu Texten“ gaben die beiden verantwortlichen Lehrerinnen, Katja Ippisch und Ulrike Tittel, den Schülerinnen und Schülern die Aufgabe, sich von einer Wunstorfer Anekdote, einer Begebenheit aus den umliegenden Orten oder einer Erzählung ihrer Großeltern zu einer originellen Bilderreihe anregen zu lassen. Dazu steuerten Stadtarchivar Klaus Fesche und Hans Hanebuth, Mitglied des Forums Stadtkirche, verschiedene Wunstorfer Geschichten bei. In vier bis acht Bildern sollten die Schülerinnen und Schüler dann eine Geschichte in Form eines gefalteten Leporellos umsetzen. Als zweiter Schritt folgte die Gestaltung einer großformatigen, malerischen Collage auf Grundlage des zuvor gefertigten Leporellos.
Während der Eröffnung der Ausstellung, die am Sonntag, 3. März, in der Stadtkirche stattfand, erläuterten die Schülerinnen und Schüler den Besuchern ihre Kunstwerke. So hatte sich Mia-Mayleen Jäger, Jahrgang 13, für ihr Bild von einer Geschichte zu einer Hexenverbrennung inspirieren lassen. In der fiktiven Erzählung ging es um eine Mutter, die im Mittelalter als Heilerin hoch angesehen war, dadurch allerdings als Hexe bezeichnet und verbrannt wurde. Ihre Tochter flüchtete daraufhin – und kam nach ihrer langen Flucht schließlich in Wunstorf unter. Auf Jägers Bild ist daher eine Frau in einem beigen Gewand zu erkennen, die an einen Pfahl gefesselt und in einem „Tor aus Flammen eingeschlossen ist“, wie Jäger erklärte. „Ich mag es Körper zu zeichnen und wollte einfach unbedingt eine Hexenverbrennung darstellen“, begründete sie ihre Wahl.
Greta Coldewey, Jahrgang 13, wiederum entschied sich für die Geschichte des jüdischen Senators Emil Kraft, nach dem auch eine Straße in Wunstorf benannt ist. Auf ihrem Leporello stellte sie einschneidende Erlebnisse aus Krafts Leben dar, wie unter anderem seiner Flucht nach Amsterdam oder den Selbstmord seiner Frau. Für das großformatige Bild malte Coldewey eine Art Portrait, das Kraft in schwarz-weißer Farbe vor einer Wand aus Baumstämmen zeigt. „Ich wollte zeigen, was er alles durchmachen musste, deswegen habe ich schwarz und weiß gewählt. Es sollte aussehen wie eine Statue als Gedenken an ihn“, resümierte sie.
Hans Hanebuth lobte die Ausdruckskraft, die die Bilder besäßen, und war erstaunt darüber, wie vielfältig jene Episoden aus Wunstorfs Geschichte dargestellt werden können. Auch Achim Süß vom Verein lobte die Schülerinnen und Schüler und freute sich über die erneute Zusammenarbeit. „Es deutet sich so etwas wie eine kleine Tradition an, das finden wir gut“, resümierte er. Übrigens: Mit der Ausstellung startet das Forum Stadtkirche in sein diesjähriges Ausstellungsprogramm.
Noch bis zum 14. Mai hängen die Bilder in der Stadtkirche aus, die dienstags von 10 bis 12 Uhr sowie 15 bis 17 Uhr, donnerstags von 15 bis 17 Uhr sowie freitags von 10 bis 12 Uhr geöffnet hat. Die Ausstellung kann auch im Rahmen aller weiteren Veranstaltungen des Forums oder der Stifts-Kirchengemeinde in der Stadtkirche besucht werden. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.