Fischprofi | Schaumburger Wochenblatt

07.02.2025 14:27

Fischprofi

. (Foto: Christian Kutschera)
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In aller Munde auf Tour – heute im Fischrestaurant Blanke in Stadthagen

Wir wurden vom Chef persönlich im Restaurant Blanke empfangen, platziert und nachdem wir richtig „angekommen“ sind, unmittelbar über die Qualitäts-Philosophie des Hauses informiert. Man sei wöchentlich viermal in Bremerhaven, um auch wirklich nur das Beste vom dortigen Fischgroßmarkt zu ergattern, was natürlich den Gästen zugute und somit auf die Teller kommt. Auch für Kollegen aus der Region sei man gelegentlich tätig, will heißen, für andere Gastronomen werden auch schon mal Meeresfrüchte aller Art besorgt.
Besonders ans Herz gelegt hat er uns den norwegischen Skrei, den es jetzt ganz frisch und in hervorragender Qualität gebe. „Å skride“ ist norwegisch und heißt wandern. Und weil der atlantische Kabeljau zwischen Januar und April in der Laichzeit sehr lange Strecken im kalten Polarmeer zurücklegt, nennen ihn die Norweger kurz „Skrei“. Serviert wurden vom kostbaren Fisch drei ungleiche Stücke, perfekt glasig gebraten mit frisch zubereitetem Kohlrabi- und Möhrengemüse nebst einem stückeligen, sehr angenehm buttrigen Kartoffelbrei. Natürlich sind 42 Euro eine echte Ansage, auch wenn die Qualität stimmt und die preisliche Situation auf dem Markt derzeit angespannt ist. Wenn der Kabeljau aus der Ostsee kommt, nennt man ihn übrigens Dorsch, ist aber dasselbe und war 2024 Fisch des Jahres, wie Fans von Dieter Nuhr aus dessen Jahresrückblick bereits wissen.

Kutterscholle und andere Klassiker

Parallel haben wir eine klassische Kutterscholle bestellt, die für 31,80 Euro mit ordentlich Speck und einer Portion leckerer, kleiner, röscher Bratkartoffeln gebracht wurde. Einen Gurkensalat bitte extra, weil wir wissen wollten, ob der mit Dill abgeschmeckt und gut durchgezogen serviert wird. Wurde er. Dazu hatten wir eine Flasche Wasser 0,75 l für 8,50 Euro, ein 0,3 l Pils für 4,50 Euro und den Allendorfer Riesling 0,2 l für 9,90 Euro - preislich ist man hier also auch am oberen Ende angelangt. Zuvor haben wir bei der sehr freundlichen Dame im Service gefragt, ob wir uns die Vorspeise, Scheiben von sehr lecker gebeiztem Räucherlachs auf einem kleinen Reibekuchen für 24,50 Euro, teilen dürfen, was sie mit einem „das ist überhaupt kein Problem“ bestätigte. Man könne das ja auch auf zwei Tellern servieren. Das hat uns gut gefallen. Dumm nur, wenn dann auf der Rechnung 39,20 Euro stehen, also zweimal der volle Preis abzüglich 20 Prozent, das sollte man vorher ankündigen oder zum Gesagten stehen.

Meeresdelikatessen

In dem gemütlichen Lokal sitzt man bequem und auch wenn man ihm die 30 Jahre ein wenig ansieht, ist es für die Mitte der Stadthagener Fußgängerzone eine gute, feste Größe. Entstanden ist der gastronomische Zweig erst durch den Umbau des Hauptbetriebs, dem weit über die Stadtgrenzen bekannten Fischhaus Blanke, in dem seit genau 100 Jahren und in vierter Generation Meeresdelikatessen angeboten werden. Die Rückseite des Restaurants führt durch die eigene Räucherei sowie die „Marinieranstalt“ (!) und die Küche direkt zum Fischladen. „Wir machen hier wirklich alles selber, auch die unzähligen Feinkostsalate“, erklärt uns Michael Blanke voller Stolz. In seiner knappen Freizeit geht er selber leidenschaftlich gerne essen, am liebsten in guten Restaurants, die sich ebenfalls ins Zeug legen. Als er sich nach dem Essen gerne zu uns an den Tisch bitten lässt, erfahren wir noch eine Menge über die Fischerei im Allgemeinen und die berühmten Heringsfänger im Speziellen, die zwischen 1872 und 1972 mit den Schaumburg-Lippern, Hannoveranern und Westfalen von der Mittelweser das größte zusammenhängende Gebiet der Heringsfänger bildete. So auch sein Großvater, der wie viele Freunde aus der Region aus wirtschaftlicher Not zu sogenannten Hollandgängern wurde, um als Heringsfänger anzuheuern oder selber Kapitän eines „Loggers“ zu werden. Die Hochburg dieses einträglichen Gewerbes war tatsächlich das Städteviereck Minden, Stolzenau, Stadthagen und Bückeburg, was sich bis heute durch viele Grabdenkmäler auf den Friedhöfen dieser Region nachvollziehen lässt (siehe auch Heringsfänger Museum Heimsen). Weil es dem Großvater auf hoher See aber zu gefährlich war, fing er kurzerhand an, mit den Meeresspezialitäten einen Fischhandel aufzuziehen. Und nach den vielen Jahren voller Fischkompetenz hat es sich geradezu angeboten, in Stadthagen ein schönes Fischrestaurant mit hohen Qualitätsansprüchen zu eröffnen. Die drei Köche sind von Anfang an dabei, und das soll wohl auch so bleiben.
Wir haben den Abend mit einer, natürlich hausgemachten, roten Grütze mit gutem Vanilleeis und geschlagener Sahne für sechs Euro abgeschlossen und durften viel über die erfolgreiche Geschichte des Hauses erfahren. Zu Wort kamen wir dann auch nicht mehr, aber es gibt ja auch nichts Schöneres, als Menschen zuzuhören, die für ihr Handwerk leidenschaftlich brennen.

Blanke
– Das Fischrestaurant
Rathauspassage 5
31655 Stadthagen
Tel: 05721 / 9377212
www.fischhaus-blanke.de/fischrestaurant

Dienstag bis Samstag:
11.30 - 15.00 Uhr und 17.30 - 22.00 Uhr
Küche bis 20.45 Uhr
So und Mo: Ruhetag
Feiertage: geschlossen


Von Christian Kutschera
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