Einmal mehr blickt die Welt der Wissenschaft auf die Bergstadt inmitten Schaumburgs: Die Dinosaurier-Sensation erreicht mit einem geplanten Internationalen Symposium die nächste Stufe. 150 Experten werden voraussichtlich im Frühjahr 2011 der Einladung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover mit Unterstützung der Schaumburger Landschaft folgen und an der paläontologischen Fachtagung teilnehmen. Bis zu 20 Referenten gestalten das hochkarätige Programm. Seit Entdeckung des weltweit außergewöhnlichen Fährten-Areals in den Sandsteinbrüchen, in Wissenschaftskreisen aufgrund seiner optischen Merkmale als „Chicken Run” (oder „Hühnerhof”) bekannt, beschäftigt sich die promovierte Paläontologin und Grabungsleiterin Annette Richter mit dessen Analyse. Bereits im vergangenen Jahr stellte sie auf der Jahrstagung der Gesellschaft der Wirbeltier-Paläontologie in Bristol den bedeutenden Fund und bis dahin gewonnene Erkenntnisse vor und erregte Aufsehen. Nur richtungsweisende Tipps von Kollegen hätten bis heute gefehlt. Ziel der geplanten Zusammenkunft von Experten aller Kontinente ist es, ein Diskussions-Podium für einen intensiven Austausch über Fährtenfunde ähnlich spektakulären Ausmaßes zu bieten. Richter erhofft sich aus dem Austausch neue Anregungen und gemeinsame Ideen, die helfen sollen, das Puzzle aus Unbekannten zusammenzusetzen. Besonders einige Phänomene an der oberen Sohle wie „kerzengerade, seltsame Vertiefungsstrukturen” seien bisher nicht zu erklären. „Für das Land Niedersachsen ein echtes Aushängeschild ersten Ranges. So ein Symposium gab es 30 Jahre nicht und wird es auch in den nächsten 20 nicht wieder geben”, sagte Richter. Der Fundort am Bückeberg ist der europäische Erstnachweis von Fährten kleiner Sichelklauen-Dinosaurier, mit nur zwei Laufzehen den Vogelarten sehr nahe. Nach Meinung der Paläontologin ist das vor 140 Millionen Jahren entstandene Zeugnis „Niedersachsens Draht zur Vogelevolution”. Die Anzahl der Trittspuren ist nach Angaben der Forscher spektakulär: „Die unzähligen Abdrücke der räuberischen Saurier verlaufen in alle denkbaren Richtungen”, so Richter. Bis heute wurden 80 Einzelfährten und 13 Fährtenzüge entdeckt. Spuren des pflanzenfressenden Iguanodon auf der oberen Sohle des Steinbruchs weisen zwei zueinander parallel verlaufende Fährtenspuren auf und lassen so auf die Wanderrichtung zweier Herden schließen. Durch ihre Erhaltungsqualität und Dichte seien die Fährten von höchster wissenschaftlicher Bedeutung und erregten bereits internationales Aufsehen. Sämtliche bekannte, andere Funde aus China, Korea, dem Niger und Utah sind bereits übertroffen worden. Das Landesmuseum hat sich die wissenschaftliche Aufbereitung der Funde zum Ziel gemacht und will weltweit weiter darauf aufmerksam machen. Am Symposium nehmen Forscher aus Korea, China und Südamerika teil, Europa ist durch die Schweiz, Portugal und England vertreten. Kanadier und US-Amerikaner werden nach Erwartungen des Landesmuseums in der Mehrheit sein. Die Schaumburger Landschaft sieht darin auch das touristische Potential und möchte die Region dementsprechend vermarkten. „Ein echtes Highlight für das Schaumburger Land”, lautete die Einschätzung des Vorsitzenden Klaus-Henning Lemme, für den die Sensationsfunde und ihre Umgebung als „Leuchtturm” funktionieren. Foto: nb
Große Sensation: Grabungsleiterin Annette Richter (v.re.) stellt Klaus-Henning Lemme und Sigmund Graf Adelmann bisherige Ergebnisse vor. Mit dem Plakat stellte sie den „Chicken Run” international vor.