Thorsten Gröger, Gewerkschaftsekretär der IG Metall Nienburg-Stadthagen, forderte zu Beginn seiner Ansprache die Streikenden auf: „Wer sich von euch vorstellen kann, bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten, soll einmal die Hand heben.” Als alle Arme unten blieben, fuhr Gröger fort, dass ein anderes Ergebnis auch nicht zu erwarten sei. Er verwies auf die steigende Arbeitsbelastung in der Produktion aber auch unter den Angestellten und auf den Schichtdienst. Unter diesen Umständen könnten schon aus gesundheitlichen Gründen nur die wenigsten tatsächlich ihre Beschäftigung bis zum offiziellen Rentenalter ausüben. Mit dem Auslaufen der Altersteilzeit würde jedoch ein wichtiges Ventil geschlossen, dass es den Arbeitnehmern erlaube, sich vorzeitig aus dem Erwerbsleben zurückzuziehen. Dies habe ebenso Folgen für die Nachwuchskräfte. Üblicherweise würden für die Mitarbeiter, die über die Altersteilzeitregelung ausscheiden, Auszubildende übernommen oder neue Kräfte eingestellt. Dies würde ohne Altersteilzeitregelung nicht mehr geschehen. „Das wäre ein beschäftigungspolitischer Skandal”, rief Gröger. Die bisherige Tarifregelung zur Altersteilzeit war an die gesetzliche Förderung gekoppelt. Da diese Förderung Ende 2009 ausläuft, müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer neu verhandeln. Weil bisher keine Einigung erzielt werden konnte, rief die IG-Metall jetzt zu Warnstreiks auf. „Was die Arbeitgeber uns bisher in den Verhandlungen angeboten haben, ist eine Mogelpackung”, sagte Gröger. Die vorgeschlagenen Regelungen würden so viele Einschränkungen enthalten, dass am Ende niemand mehr von der Altersteilzeit profitieren könne. Dazu zähle etwa, dass pro Jahr nur noch 2 Prozent der Belegschaft in Altersteilzeit gehen dürften. Außerdem hätten nur diejenigen Mitarbeiter einen Rechtsanspruch, die zwanzig Jahre im Betrieb seien und dabei in den letzten fünfzehn Jahren mindestens zwölf Jahre in Nacht- oder Wechselschicht arbeiteten. Diese Bedingungen seien unannehmbar und so sei es auch wichtig, dass die IG-Metall jetzt mit Warnstreiks „Druck mache”. Dabei könne man auf eine hohe Mobilisierungsbereitschaft zählen. Jürgen Bittner der Betriebsratsvorsitzende von Faurecia betonte, dass die Frühschicht des Werks die Arbeit eingestellt habe. Auch er erklärte, dass es in der Produktion nicht zumutbar sei, bis 67 zu arbeiten. Der Betriebsratsvorsitzende der Firma Lühr, Horst Fischer, stimmte zu. Außerdem verwies er auf eine Umfrage im Betrieb. Darin hatten 96 Prozent der Beschäftigten erklärt, sich nicht vorstellen zu können, mit ihrer Rente auszukommen, wenn sie im Alter von 63 Jahren aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden müssten, und die Abschläge hinnehmen müssten, die ihnen ohne Altersteilzeitregelung dann drohen würden. Foto: bb