Hintergrund der Planungen ist, dass der Standort Bückeburg nicht profitabel betrieben werden kann, erklärt das Unternehmen. Die Herstellkosten seien dort deutlich höher als an den anderen Standorten. Besonders im Bereich Drainage, in dem im Bückeburg produziert wird, sei der Preisdruck gestiegen – bei gleichzeitig stark schwankender Auslastung. Nur im Verbund mit Produktionseinheiten an den anderen Standorten könnten die Fränkischen Rohrwerke die Effizienz steigern und ausreichende wirtschaftliche Ergebnisse für das Familienunternehmen erzielen. „Uns ist klar, dass dieser Plan für die Mitarbeiter vor Ort schmerzhaft ist. In Bückeburg wurde in mehr als 50 Jahren sehr viel geleistet. Aber wir mussten so entscheiden, um insgesamt ein gesundes, wachsendes Unternehmen zu bleiben. Die anstehenden Gespräche mit den Betriebsräten werden wir offen und konstruktiv führen”, erklärte Geschäftsführer Aegidius Schuster. In den kommenden Wochen wolle das Unternehmen Interessenausgleichs- und Sozialplanverhandlungen mit den Betriebsräten führen. Im Anschluss daran sollen die betroffenen Mitarbeiter eine Kündigung erhalten, gleichzeitig werde ihnen ein Arbeitsplatz in Königsberg oder Schwarzheide angeboten. Im Rahmen der Sozialplanverhandlungen werden unter anderem Kompensationen für die Mitarbeiter festgelegt, die sich gegen einen Wechsel des Standortes entscheiden. Bereits im Februar diesen Jahres gab es einen Konflikt zwischen der Geschäftsführung und den Arbeitnehmern, da das Unternehmen seinen Austritt aus dem Arbeitgeberverband und damit aus der Tarifbindung erklärt hatte. Unter dem Motto „Tarifflucht nicht mit uns” protestierten die Beschäftigten im April in Bückeburg mit einem Warnstreik gegen den Verbandsaustritt. Nach der Ankündigung über die Werksschließung versammelten sich die Beschäftigten am Donnerstag spontan vor dem Werkstor. „Das ist eine absolute Frechheit”, erklärte Ralf Meier, Betriebsratsvorsitzender in Bückeburg und Mitglied der betrieblichen Tarifkommission. „Jetzt sind sie schon aus dem Tarifvertrag geflüchtet und wollen trotzdem den Standort zumachen. Dabei haben wir bis heute keine Zahlen bekommen, die das erklären würden.” Gemeinsam mit der IG Metall werde man nun Gespräche mit dem Arbeitgeber aufnehmen, um sich über die wirtschaftliche Situation zu informieren und über mögliche Alternativen zu verhandeln. Das Traditionsunternehmen mit Stammsitz in Königsberg, Bayern, stellt Rohre, Schächte und Systemkomponenten aus Kunststoff und Metall her. Der Marktführer erzielte laut Gewerkschaftsangaben im Geschäftsjahr 2015/16 einen Umsatz von rund 430 Millionen Euro, trotzdem solle der Bückeburger Standort geschlossen werden, kritisiert die Gewerkschaft. „Sicher ist: Wir werden den Standort Bückeburg nicht kampflos aufgeben”, bekräftigte Sabrina Wirth von der IG Metall Nienburg-Stadthagen.