Der Lesungsort ist zugleich Schauplatz des Buches. Denn Bückeburg bildete im Leben von Lisa und Hermann Löns eine wichtige Station. Das ungleiche Paar lebte hier von 1907 bis 1909 mit dem gemeinsamen Sohn Dettmer – eine Zeit, die von schweren Krisen überschattet war. Zum 1. November 1907 war Hermann Löns Chefredakteur bei der Schaumburgisch-Lippischen Landeszeitung geworden. Doch er nutzte die Jahre in Bückeburg vor allem, um seine Romanprojekte zu verwirklichen. In kurzer Zeit entstanden hier seine erfolgreichsten Werke – zum Beispiel der umstrittene Roman „Der Wehrwolf”. Gleichzeitig empfand Löns die fürstlich geprägte Provinzstadt als eng und einschränkend und war daher später nicht mehr gut auf die „Burg des Bückens” zu sprechen. Wie eine späte Rache liest sich seine Satire „Duodez”. „So trägt denn das geistige Leben des Ländchens vollkommen das Gepräge eines ehrbaren und würdevollen Unterdurchschnittes, gepaart mit einer unerschütterlichen und in sich gefestigten Langweiligkeit”, heißt es darin. „Selbst auf den reichsten Geist und die feurigste Seele wirkt das Leben in ihr bald wie eine Mast- und Liegekur. Sobald ein Mensch ein Jahr in ihr verlebt hat, fühlt er eine wohltätige Abspannung im Gehirne, die ihn mit lächelndem Gleichmute allem gegenüber erfüllt, was irgendwie über die Grenzen des ortsüblichen Auffassungsvermögens hinausgeht.” Doch auch seine Ehe mit der selbstbewussten Frauenrechtlerin Lisa Hausmann-Löns geriet im Schaumburger Land in schweres Fahrwasser. Alkoholexzesse und Nervenzusammenbrüche machten ein Zusammenleben mit dem Heidedichter seinerzeit nicht leicht – besonders in Vollmondnächten, wenn Löns den „Mondrappel” kriegte. Von all dem wird Heinrich Thies bei seiner Lesung erzählen. Dabei stützt sich der Autor auf eine große Zahl von Briefen, die bisher kaum beachtetet wurden. Besonderes Augenmerk hat der langjährige Redakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung in seinem Buch auf Lisa Löns gelegt, die auch eigene Texte schrieb, Romane aus dem Englischen übersetzte, nach dem Tod ihres Mannes den Nachlass verwaltete – und vor allem ihren geistig und körperlich behinderten Sohn Dettmer durch die NS-Zeit brachte. Die Lesung bietet somit viel Stoff für einen spannenden Abend. Karten sind in der Buchhandlung Frommhold erhältlich, Vorbestellungen sind unter 05722/3573 möglich.