Passend zum kommenden Frühling veranstaltete das gemütliche Hofcafe einen literarisch-musikalischen Abend der gehobenen Klasse: Wiefel spielte „Aus dem Leben eines Taugenichts” von Joseph von Eichendorff und sich in die Gemüter des voll besetzten Cafés hinein. Die lyrischen Passagen der Novelle wurden feinsinnig und musikalisch A-Capella und zweistimmig von den Sängerinnen Josten und Soller präsentiert. Der Taugenichts macht sich, vom Frühling und dem Vater getrieben auf, um in die Welt zu wandern. Ein hochromantisches Sujet, das auch ein Wanderroman, eine shakespearische Verwechslungskomödie, ein Schelmenroman oder eine Ansammlung der schönsten Naturlyrik der Romantik genannt werden könnte. Die Welt interessiert den Taugenichts nur als Kaleidoskop in das er hineinsieht, um sich zu erfreuen. Darin sieht er Blumen, Vögel, Musik, Frauen, erfährt die Liebe und die Weite der Landschaft. Er beginnt als Gärtner, wird später der Gehilfe des Zöllners, verliebt sich, flieht, weil die Angebetete vermeintlich weder Augen, Ohren oder ein Herz für ihn hat. Er wandert weiter. Trifft Unbekannte, die sich im Nachhinein als Bekannte entpuppen wird, wie selbstverständlich überall in Schlössern aufgenommen, kommt nach Italien, wandert nach Wien -und das alles wie im Traum. Schlafen tut er, ganz nebenbei, recht gerne und viel. Am Ende löst sich, wieder zu Hause, alles in eitel Sonnenschein auf. Für die heutige Zeit eigentlich nichts Spektakuläres - doch der Zuhörer merkte schnell: Hier sind Profis mit absoluter Spielfreude und Versiertheit am Werke. Wiefels präzise aber immer natürliche Diktion und Stimmbeherrschung war mitreißend. Das Publikum versetzte sich selbstvergessen in eine andere Zeit. Josten und Soller rufen ins Gedächtnis, wer so viele und bekannt gewordene Volkslieder gedichtet hat. Die Natürlichkeit und Tiefe der Naturlyrik Eichendorffs wurde durch die ausgewogenen Stimmen in musikalischer Weise deutlich. Da bleibt nur noch zu sagen: Wiefel, Josten und Soller - die taugen was.
Foto: privat