Wie überbringt man eine Todesnachricht? | Schaumburger Wochenblatt

09.01.2025 13:11

Wie überbringt man eine Todesnachricht?

Aufgabe der Notfallseelsorger ist es auch, Todesnachrichten zu überbringen, ebenso wie zum Beispiel Einsatzkräfte, Ersthelfer und Opfer bei seelisch besonders belastenden Unglücken beizustehen. (Foto: bb)
Aufgabe der Notfallseelsorger ist es auch, Todesnachrichten zu überbringen, ebenso wie zum Beispiel Einsatzkräfte, Ersthelfer und Opfer bei seelisch besonders belastenden Unglücken beizustehen. (Foto: bb)
Aufgabe der Notfallseelsorger ist es auch, Todesnachrichten zu überbringen, ebenso wie zum Beispiel Einsatzkräfte, Ersthelfer und Opfer bei seelisch besonders belastenden Unglücken beizustehen. (Foto: bb)
Aufgabe der Notfallseelsorger ist es auch, Todesnachrichten zu überbringen, ebenso wie zum Beispiel Einsatzkräfte, Ersthelfer und Opfer bei seelisch besonders belastenden Unglücken beizustehen. (Foto: bb)
Aufgabe der Notfallseelsorger ist es auch, Todesnachrichten zu überbringen, ebenso wie zum Beispiel Einsatzkräfte, Ersthelfer und Opfer bei seelisch besonders belastenden Unglücken beizustehen. (Foto: bb)

Ist ein Mensch beispielsweise bei einem Verkehrsunfall zu Tode gekommen, gilt es, die Angehörigen zu unterrichten. Wie stellt man es an, jemanden eine Nachricht zu überbringen, die sein Leben grundlegend erschüttert? Und wie steht man den Betroffenen anschließend bei?

Es sind für gewöhnlich die beiden Leiter der Notfallseelsorge im Landkreis Schaumburg Pastor (im Ruhestand) Norbert Kubba oder Ralf Schymon, die in diesen Situationen gemeinsam mit Polizeibeamten bei den Partnern oder Familien der Verunglückten klingeln, um die schlimme Nachricht zu überbringen. „Es ist für die Betroffenen immer ein tiefgreifender Schock“, stellte Ralf Schymon klar.

Polizisten und Notfallseelsorger überbringen Nachricht

Wenn irgend möglich, trifft sich der diensthabende Notfallseelsorger zuvor mit den Polizeibeamten im Kommissariat. Gemeinsam gehen sie die Umstände des Todesfalles und weitere Informationen zum Verstorbenen durch und verständigen sich über das Vorgehen. Anschließend fahren Beamte und Notfallseelsorger zum Wohnort der Angehörigen. Stünden zwei Polizisten und er, oftmals zu späterer Stunde vor der Tür, „ahnen die Leute, dass wir nicht wegen einem Lottogewinn kommen“, so Schymon. Ziel sei es, den Angehörigen zunächst möglichst in einen geschützten Bereich, also die Wohnung oder das Haus zu bringen. Am besten diesen auch dazu zu bewegen, sich hinzusetzen. So soll Vorsorge getroffen werden, falls der Kreislauf der Ansprechpartner versagt und diese zu Boden stürzen.

Botschaft wird direkt formuliert

Meist seien es dann die Polizisten, die den Angehörigen sagen, dass ihr Mann/ihre Frau tot ist. Dies werde auch in einer gewissen Direktheit mitgeteilt, so Schymon. „Es gibt da ja auch keine nette Umschreibung“, hielt er fest. Zudem sei es wichtig für die Betroffenen, wirklich zu verstehen, dass der so eng vertraute Mensch tot ist. Oft müssten die Polizisten Fragen stellen, etwa um den Hergang des Todesfalls zu klären. Falls dies möglich sei. Die Beamten seien bei aller Fürsorgepflicht durch ihre Funktion in etwas anderer Rolle vor Ort als die Notfallseelsorger, wie Schymon festhielt. Ziel sei es, dass die Beamten relativ rasch wieder gehen und sich ihren sonstigen Aufgaben widmen könnten.

Die Angehörigen nicht allein lassen

Den Betroffenen anschließend beizustehen, ist dann die Aufgabe der Notfallseelsorger. „Man weiß nie, wie die Menschen reagieren“, hielt Schymon fest. Das gelte auch für Personen, die man kenne. Er habe erlebt, dass Betroffene nach der Nachricht eine Dreiviertelstunde schreien, ebenso könne es zu einem totalen Verstummen kommen. „Das ganze Leben gerät aus den Fugen“, so Schymon. Wichtig sei es, die Angehörigen in dieser Situation nicht allein zu lassen. „Wir bleiben, bis eine vertraute Person, ein Verwandter, die beste Freundin oder jemand ähnliches kommt“. Dies können auch einmal mehrere Stunden sein. „Stabilisieren, orientieren, Ressourcen aktivieren“, diese Schlagworte würden bei der Unterstützung Orientierung geben. In der Praxis gilt es, ein Gespür dafür zu entwickeln, was dem Betroffenen guttut. Zwar sei die Notfallseelsorge ein Dienst der Kirche, sie sei jedoch überkonfessionell, richte sich ebenso wie an Menschen evangelischen Glaubens unterschiedslos auch beispielsweise an Muslime oder Atheisten. Die Religion werde nicht in den Vordergrund gerückt, es sei denn, der Betroffene wünsche das.

„Wieder ins Handeln kommen“

Fast immer würden Fragen auftauchen. Häufig müssten Informationen in der aufgewühlten Situation wiederholt vermittelt werden. Hier sei die Vorbereitung gemeinsam mit der Polizei wichtig, um die Angehörigen unterstützen zu können. Häufig, besonders bei Selbsttötungen, tauche die Frage nach dem „warum“ auf. „Mir ist hierzu noch keine intelligente Antwort eingefallen“, räumte Schymon ein. Es bleibt eine Ausnahmesituation.
Manchmal biete zum Beispiel eine Hinterbliebene trotz aller Erschütterung an, Kaffee zu kochen. Es könne sinnvoll sein, dies anzunehmen. Die vertraute Betätigung könne eine heilsame Wirkung haben. Ins Handeln zu kommen, tue den Menschen gut. Dazu zähle auch, den Anruf, um die Freundin oder Angehörige herbeizurufen, selbst zu tätigen, beschrieb Schymon. In einer späteren Gesprächsphase könne er dann übernehmen, falls es dem Angehörigen zu schwerfalle.

„Ein Dank wird immer ausgesprochen“

Wenn er schließlich gehe, müsse er das Gefühl haben, dass sein Einsatz dem/den Angehörigen gutgetan habe, erklärte Schymon. Manchmal würden die Notfallseelsorger auch angeranzt, völlig normal in der Ausnahmesituation. Beim Abschied nach dem Einsatz, habe er jedoch bisher immer eine „Danke“ von dem Unterstützten erhalten, so Schymon.
Foto: bb/Jedamzik


Bastian Borchers
Bastian Borchers

Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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