Städtisches Kulturangebot contra Wochenmarkt? | Schaumburger Wochenblatt

28.10.2024 09:09

Städtisches Kulturangebot contra Wochenmarkt?

Einige Händler sind bereits vom Marktplatz vor der Stadtkirche auf einen anderen Stellplatz umgezogen. (Foto: gk)
Einige Händler sind bereits vom Marktplatz vor der Stadtkirche auf einen anderen Stellplatz umgezogen. (Foto: gk)
Einige Händler sind bereits vom Marktplatz vor der Stadtkirche auf einen anderen Stellplatz umgezogen. (Foto: gk)
Einige Händler sind bereits vom Marktplatz vor der Stadtkirche auf einen anderen Stellplatz umgezogen. (Foto: gk)
Einige Händler sind bereits vom Marktplatz vor der Stadtkirche auf einen anderen Stellplatz umgezogen. (Foto: gk)

Er gehört bisher sicherlich zu den größeren, vielfältigen und schönen in der Region Hannover: der Wunstorfer Wochenmarkt. Doch das könnte sich schnell ändern. Seit einiger Zeit rumort es erheblich unter Marktbeschickern. Einige von ihnen kündigten gegenüber dieser Zeitung an noch abzuwarten, wie in Zukunft mit ihnen weiter verfahren wird. Sollte es nicht in ihrem Sinne verlaufen, stehe für sie konkret die Entscheidung an, ob sie die Auestadt verlassen und lieber andere Städte mit ihren Produkten versorgen.

Hintergrund hierfür ist die anhaltende Unzufriedenheit darüber, dass sie als langjährige Marktbeschicker immer wieder auf Veranlassung der Stadt für andere Veranstaltungen Platz machen müssen, andere Stellplätze zugewiesen bekommen. „Das ist durchaus mit Verdiensteinbußen verbunden“, so einer von ihnen, der nicht namentlich genannt werden möchte. Weitere stimmten ihm vorbehaltlos zu.

„Das ist wirklich schade zu hören, dass es bei den Marktbeschickern derzeit so rumort und einige eventuell nicht mehr nach Wunstorf kommen wollen“, erklärt Rabea Jäger für die Stadt. Sie stellt gleichzeitig klar, dass es tatsächlich so sei, „dass sich aus den Nebenbestimmungen zur Sondernutzungserlaubnis für den Freitagsmarkt ergibt, dass die Sondernutzungserlaubnis zur Durchführung eines Wochenmarktes nicht oder nur eingeschränkt gilt, solange und soweit für den Markt beanspruchte Flächen für öffentliche Veranstaltungen benötigt werden.“ Wie etwa am Freitag des alljährlichen Kinderschützenfestes. Hier müsse der Markt regelmäßig früher abgebaut werden, „was immer zu Unmut auf Seiten der Marktgilde und der Beschicker geführt hat.“ In diesem Jahr kam erstmalig der City-Beach sowie der Aufbau des Citylaufs als städtische Veranstaltungen hinzu, die zu Einschränkungen geführt hätten. „Was lässt sich die Stadt noch alles einfallen, was uns das Marktleben erschwert“, so die Zukunftsfrage der betroffenen Marktbeschicker. Und: „Wenn der Bürgermeister zwischen Stadttheater, Marktkirche und Abtei immer freitags eine Kulturmeile bevorzugt, dann wird Wunstorf vielleicht auf einen attraktiven Wochenmarkt verzichten müssen.“ Weitere Interessenkollisionen gibt es im Zeitraum des Weihnachtsmarktes. Jäger: „Hier wird aber eher von Seiten der Marktgilde um jeden Quadratmeter, den sie nicht dem Weihnachtsmarkt zur Verfügung stellen muss, gekämpft.“ Es handelt sich aus Sicht der Stadt um „Einzeltermine“, an denen der Markt sich nicht wie üblich positionieren konnte. Das wird von den Händlern angezweifelt.

„Wir sind hierzu seitens der Marktgilde mit der Stadt im regen Austausch. Für 2025 möchten wir einen Veranstaltungskalender von der Stadt Wunstorf erhalten, um vorab die Informationen zu haben, wann etwas stattfindet, was die Markttage betrifft. Damit können wir besser reagieren und den Händlern rechtzeitig dies mitteilen, von Fall zu Fall den betroffenen Händlern, die vorrangig im Bereich der Marktkirche ihren Platz haben, auch einen komplett neuen Platz zuweisen“, sagt Alex Wolf, als Vertreter der zuständigen Marktgilde. Zunächst wird eine gemeinsame Marktbegehung von Marktgilde und Vertretern der Stadt stattfinden. Danach könnten eventuell Plätze neu verteilt beziehungsweise den Händlern angeboten werden. „Das könne auch durchaus dazu führen, dass langfristig auf dem Bereich vor der Marktkirche keine Stände mehr platziert werden“, stellte er in Aussicht. Auch er habe die Information bekommen, dass einige Marktbeschicker mit dem Gedanken spielen, Wunstorf zu verlassen. Er sei den betroffenen Händlern zunächst mit Vergünstigungen des Standgeldes entgegengekommen und habe viel Verständnis für die Befürchtungen der Händler, da ein Standortwechsel es nicht nur den Kunden schwierig mache, ihren Wunschhändler zu finden, sondern auch dazu führen könne, dass sie gar nicht mehr aufgesucht werden. Hinzu komme, dass die Verdiensteinbußen nicht nur aufgrund der Platzumstellungen erlebt würden, sondern auch durch die veränderte Kaufkraft. „Die Umsätze sind zurückgegangen. Damit auch die Angebote auf den Märkten“, erklärt Wolf.

Die Stadt sei „selbstverständlich darum bemüht, so viel Rücksicht wie möglich auf die Marktzeiten zu nehmen“, betont Jäger. Dies lasse sich aber nicht immer gewährleisten, da die Stadt auf der anderen Seite auch ein Interesse daran habe, den Bürgerinnen und Bürgern auch außerhalb des Wochenmarktes etwas anzubieten und die Fußgängerzone zu beleben. „Es ist daher nicht auszuschließen, dass es auch in Zukunft immer mal wieder zu Verschiebungen von Marktständen kommen kann.“


Winfried Gburek
Winfried Gburek

Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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