Über Arbeitserleichterungen dank Anwendungen, die von Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt werden, wird derzeit vielerorts diskutiert. Vor allem in der Verwaltung und im Kundendienst ist die KI kaum noch wegzudenken. Wir haben uns den Einsatz einer solcher KI jetzt aber an einem Ort ansehen können, wo man ihn zunächst gar nicht vermuten würde: In dem Senioren-Park carpe diem Bad Eilsen. Einrichtungsleiterin Erika Vogel, der stellvertretende Pflegedienstleiter Lucas Bendler und der IT-Chef Marc Urban stellten den Einsatz der KI-gestützten App namens Voize für die Pflegedokumentation in ihrer Einrichtung vor. Die App kann dabei erstaunliches. Sie bietet die gesetzlich geregelte Dokumentationspflicht für Pflegemaßnahmen per Spracheingabe. Die Mitarbeiter vor Ort nutzen daher jetzt Smartphones und die App „Voize“ des gleichnamigen Potsdamer Start-ups. Der App-Name Voize lehnt sich an das englische Wort für Stimme an und bietet ein intuitiv nutzbares Eingabe-Panel für die gesamte Pflegedokumenation.
„Mit dieser App wird den Mitarbeitenden ermöglicht, sämtliche Pflegemaßnahmen direkt am Smartphone und bewohnernah zu dokumentieren“, erläutert Erika Vogel. „Die Software interpretiert die Daten und ordnet diese den passenden Kategorien und Maßnahmen automatisch zu. Die Wege zwischen Bewohnerzimmer und Büro entfallen.“ Der Vorteil der Voize-KI ist dabei einfach auf den Punkt zu bringen: Die Mitarbeiter in der Pflegeeinrichtung sparen richtig viel Zeit ein. Für die gesetzlich geforderte Bewohnerdokumentation benötigt ein geübter Mitarbeiter am PC zwischen zehn bis 13 Minuten schon bei einer einfachen Aufgabe. Mit Voize lässt sich die gleiche Dokumentation in unter einer halben Minute erledigen, denn die Mitarbeiter müssen nichts weiter tun, als die von ihnen durchgeführte Maßnahme in das Smartphone einzusprechen. Gezeigt hat sich zudem, dass die Pflegefachkräfte lieber mit dem Smartphone hantieren – das kennt heutzutage jeder, aber nicht jeder ist gleichermaßen geübt darin, mit einem Computer umzugehen.
Das macht die App
Die KI erkennt dabei wiederkehrende Dokumentation-Schritte, wie zum Beispiel die Angaben von Trinkmengen, Körpermesswerten und verabreichten Medikamenten. Es gibt aber auch Freitext-Notizen, die als Erinnerungen eingesprochen werden können. Alles wird automatisch transkribiert und für die Dokumentation abgespeichert. Der Mitarbeiter schaut dann noch einmal über die erkannten Eingaben und kann sie freigeben oder korrigieren. Die Zeit, die nun dank der App gespart wird, kommt den Bewohnern zugute, da die Mitarbeiter stark bei den administrativen Aufgaben entlastet werden. Zudem ist die Voize-KI schnell lernfähig und kommt mit Dialekten und Akzenten gut zurecht. Rechtschreibung und Grammatik werden automatisch korrigiert.
Ein weiterer Pluspunkt für die KI: Die Dokumentation lässt sich jederzeit und an jedem Ort im Senioren-Park kurz einsprechen, die Mitarbeiter sind unabhängig von einem PC-Arbeitsplatz und haben für ihren Dienst das Smartphone immer bei sich. Federführend für die Einführung in den 35 Einrichtungen der carpe diem Gesellschaft ist dabei der IT-Spezialist Marc Urban. Urban hat früher in der Automobilindustrie gearbeitet und ist jetzt dafür verantwortlich, die App in den Senioren-Parks anzulernen und gemeinsam mit den Entwicklern Probleme aus dem Alltag mit der App auszumerzen. Probleme gäbe es im Übrigen recht selten, so Urban – die App lernt schnell. Derzeit rollt man die App in den Einrichtungen aus und passt sie an den Wünschen der Nutzer an. Das Start-up hat hat Voize datenschutzkonform gestaltet, die Smartphones haben keine SIM-Karten und können auch nur für die Dokumentation genutzt werden. Interessant ist auch, dass selbst die Senioren keine Berührungsängste mit dem neuen System haben. Ganz im Gegenteil: Für sie ist die Dokumentation so auch transparenter, da sie des Öfteren mitbekommen, wenn eine Pflegefachkraft die Voize-App nutzt.