Am 27. Januar 1945 hat die sowjetische Armee das Konzentrationslager (KZ) Auschwitz befreit. In Auschwitz ermordete die SS mehr als eine Million Menschen – vor allem Jüdinnen und Juden, die aus halb Europa dorthin verschleppt wurden. In diesem Jahr jährt sich die Befreiung zum 80. Mal. Für die Evangelische IGS Anlass genug, sich zwei Tage lang mit den damaligen Ereignissen und der Gegenwart in verschiedenen Projekten zu befassen.
Zwei Tage für ein Thema, das weder einfach zu verarbeiten ist, immer noch Fragen aufwirft und vielfach schockiert, erscheinen wenig Zeit. Grund genug einmal bei Anette Bertram, didaktische Leitung und Lehrerin für Evangelische Religion und Latein an der IGS, nachzufragen, wie man in der Kürze der Zeit alle mitnehmen kann. „Die Zeit mag kurz erscheinen, aber es ist eine sehr große Besonderheit, dass sich eine Schule überhaupt zwei Tage außerhalb der verpflichtenden Curricula mit einem Thema beschäftigt“, erläutert Bertram und weist darauf hin, dass es Vorabinformationen des 13. Jahrgangs gab. Außerdem tauchen die Themen Nationalsozialismus, Antisemitismus und Judentum vielfältig im Curriculum auf. Zusätzlich organisiert die IGS Fahrten nach Auschwitz, 10. Klassen fahren regelmäßig nach Bergen-Belsen. Für die Projekttage konnten die Schülerinnen und Schüler, außer die Jahrgangsstufen fünf bis sechs, die im Klassenverbund gearbeitet haben, zwischen 35 Projekten wählen. Dazu gehörten Themen wie: Gestaltung des Andachtsgartens, Besuch jüdischer Friedhöfe, jüdische Wissenschaftler im Nationalsozialismus, koscheres Essen, Olympia 1972 und der 7. November 2023.
Ein Filmteam hat während der zwei Projekttage die einzelnen Projektgruppen begleitet. Am letzten Tag wurde dieser Film präsentiert. Anhand kurzer Szenen und Erläuterungen erhielten alle Anwesenden einen kurzen Einblick in die einzelnen Projekte. Konkreter wurde es im Gespräch dieser Zeitung mit Henry Idl aus der 12. Jahrgangsstufe und Emma Schuster aus der 8. Jahrgangsstufe. So berichtete Henry, dass er sich seit der 9. Klasse immer wieder mit diesem Thema auseinandergesetzt und dabei festgestellt hat, dass sich der Umgang mit dem Thema im Laufe der Zeit verändert hat. So fiel es ihm am Anfang schwer, über das Thema zu sprechen. Geholfen hat ihm, anlässlich eines Besuches der Shoa-AG der Schule in Auschwitz zu erleben, wie andere Personen diesen Ort erleben. Auch innerhalb seiner Familie hat er versucht, Antworten zu finden. Hat mit seinen Großeltern gesprochen. Aber es gab keine Antworten, da das Thema für die Generation davor, ein Tabuthema war. Eine Situation, die er als krass empfunden hat. Im Rahmen der Projekttage hat er sich nun um die 7. Jahrgangsstufe gekümmert, Wissen vermittelt und Rallyes für die Besuche der jüdischen Friedhöfe In Wunstorf und Hannover erstellt.
Emma Schuster hat sich dagegen mit dem Buch „Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks beschäftigt, in dem es um die Flucht jüdischer Kinder von Frankreich nach Spanien geht. Neben der Auseinandersetzung mit der Geschichte wurde auch der Bogen in die Gegenwart geschlagen. Dabei wurden die Organisatoren von den Demokratielotsen Nina Coenen und Sami Alkome unterstützt. Dazu mehr in der kommenden Ausgabe.