Zudem muss ein Antrag auf Aufhebung des dortigen Landschaftsschutzgebietes beim Landkreis gestellt werden. Doch bevor diese Schritte angegangen werden können, regt sich bereits jetzt ein reger Protest aus der Bevölkerung. Über 300 Stellungnahmen sind bis Donnerstagabend bei der Stadt eingegangen, wissen Bürgermeister Brombach und Fachgebietsleiter Björn Sassenberg zu berichten. Reger Widerstand 
aus Bevölkerung Kurios sei nicht nur die Menge der zumeist inhaltlich gleichlautenden Stellungnahmen gegen die Erweiterung, stutzig mache, dass davon mehrere gar nicht aus Bückeburg, sondern aus weiter entfernteren Gemeinden wie Itzehoe, Leer und Schüttdorf kommen. Gemein haben alle Schreiben die Bedenken, in einem Landschaftsschutzgebiet eine Gewerbeerweiterung zu realisieren und für eine Zerschneidung der Landschaft zu sorgen. Aufgrund der immer lauter werdenden Gegenstimmen sah sich die Stadt gezwungen, öffentlich Stellung zu beziehen, indem sie über einzelne Aspekte aufklärt und weitere Planungsschritte erläutert. „Diese Geschichte hat in den letzten Tagen für einiges an Aufsehen gesorgt, daher möchten wir versuchen, die Diskussion auf ein sachliches Fundament zu stellen und eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen”, erläutert Brombach vorweg. Dringender 
Erweiterungsbedarf Fest steht: Den Erweiterungsbedarf hat Bauerngut bereits vor einigen Jahren angemeldet. Das bisher genutzte Gelände am Hasengarten mit dem Hauptwerk ist vollkommen überbaut und lässt keinerlei Erweiterung zu. Für das Unternehmen macht aber nur eine möglichst werksnahe Lösung Sinn. Zunächst war eine andere Fläche, nördlich des Tierheims und im Besitz der Bundeswehr, ins Auge gefasst worden. „Da waren wir mit den Planungen so weit schon durch, doch dann hat die Bundeswehr aufgrund ihres Strategiewechsels beschlossen, dass keine Liegenschaften mehr veräußert werden”, fügt Sassenberg hinzu. „Fakt ist, wenn Bauerngut sich nicht hier erweitern kann, wird die Firma es woanders tun. Dann aber mit der Gefahr, dass sie ihr gesamtes Hauptwerk mit an einen neuen Standort – der dann nicht in Bückeburg sein wird – verlegt”, stellt Sassenberg klar. „Das ist eine Entscheidung eines Konzerns (EDEKA, Anm. d.Red.), die zur Kenntnis genommen werden muss. Das Werk befindet sich nun seit rund 30 Jahren an dieser Stelle, die dort befindlichen Gebäude sind lange abgeschrieben”, stellt Brombach die Patt-Situation heraus. Ein Wegzug 
wäre fatal Mit dem Wegzug von Bauerngut wäre der Verlust von rund 800 Arbeitsplätzen und einer enormen Gewerbesteuersumme „von großer Bedeutung für die Stadt” verbunden. Vorsichtige Schätzungen belaufen sich hier auf einen hohen sechsstelligen Geldbetrag. Auch die Verbindungen zum regionalen Gewerbe würden leiden. „Bauerngut arbeitet mit zahlreichen Landwirten und auch Baugewerben in der Region zusammen und identifiziert sich mit dem Standtort Bückeburg. Das heißt aber nicht, dass sie nicht mit Sack und Pack beispielsweise in die Nähe ihres anderen Werkes in Braunschweig ziehen würden”, führt Sassenberg weiter aus. Da die Firma zudem durch Zeitdruck getrieben würde, musste dieser Prozess bereits frühzeitig, ohne vorliegende konkrete Planungen oder gar Skizzen, vorangetrieben werden. Daher der Aufstellungsbeschluss im Februar und der Beschluss zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit. Nun würden alle fachlichen Belange geklärt und relevante Informationen gesammelt werden. „Die Planungen sind noch sehr vage, aber Bauerngut war wichtig, dass diese ersten Schritte gegangen werden”, so Sassenberg weiter. Planungen 
konkretisieren Bekannt ist, dass auf einer rund fünf Hektar großen Fläche große Teile der Warenlogistik ausgelagert werden sollen und dafür unter anderem ein Hochregallager mit bis zu 30 Metern Höhe gebaut werden soll. Neben einer hochbaulichen Anlage mit den Außenmaßen 170 Meter mal 91 Meter sollen umfangreiche innerbetriebliche Verkehrsflächen gebaut werden. „Wir brauchen jetzt konkrete Antworten von Bauerngut zu Ausmaßen, Erscheinungsbild der Außenfassade, Werbeanlagen, Energieversorgung und welche Maßnahmen angedacht sind, damit das Gebäude sich in die Landschaft einfügen kann”. Auch eine Visualisierung soll nun vorgelegt werden, um die Dimension zu veranschaulichen. „Natürlich wird sich die Landschaft hier verändern, wo heute noch ein Acker steht. Aber es geht um eine generelle Versachlichung dieser Situation”, macht Brombach erneut klar. Bedenken des 
Naturschutzes Aus Naturschutzsicht sei diese Fläche jedoch weniger bedenklich als die vormals angedachte. „Sie wird größtenteils landwirtschaftlich beackert und hat keine große Erholungsbedeutung”, so Sassenberg. Zudem sei die Fläche am Rande des Landschaftsschutzgebiets bereits durch die B83 landschaftlich verändert worden. Dennoch seien die mit dem Vorhaben ausgelösten Eingriffe in die Natur ortsnah auszugleichen. Die Wirkung in der Landschaft könne durch Höhe, Fassadengestaltung – beispielsweise mit einer Begrünung - und vorgelagerte Grünzonen noch beeinflusst werden, erklärt Brombach. Auch eine von den Gegnern propagierte Verdopplung oder gar Verdreifachung des Verkehrs sehen Bürgermeister und Fachgebietsleitung nicht: Die Lieferanten könnten direkt das Lager neben der B83 anfahren, somit würde die angespannte Verkehrslage am Hauptwerk entzerrt und das Hauptverkehrsgeschehen etwas weiter von der Stadt entfernt werden. Weiteres Vorgehen „Die Frage die sich nun stellt: Erweiterung ja – aber zu welchem Preis? Wir müssen alle Gesichtspunkte im zumutbaren Maße bewerten und einen gemeinsamen Weg finden”, resümiert der Bürgermeister. Nach Abschluss der Öffentlichkeitsbeteiligung werden alle Informationen zusammengefasst und bewertet, bevor im Bauausschuss weiter darüber öffentlich diskutiert werde. Erst nach der anschließend öffentliche Auslegung der konkreten Planungen, voraussichtlich im kommenden Frühjahr, könne ein abschließender Rats- und Satzungsbeschluss gefasst werden. Es wird also noch mehr Wasser den Schlossbach herablaufen, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Foto:nh/nh archiv/Stadt Bückeburg