Die betreute Wohngemeinschaft in Bad Eilsen wird vom Verein der Gefährdetenhilfe getragen. Die Betroffenen lernen dort, was Zusammenhalt, Vertrauen und Arbeit heißt. Brakowski, seine Frau und die Kinder leben unter einem Dach mit bis zu 15 alkohol- oder drogenabhängigen Menschen. Sie wohnen, essen und arbeiten zusammen, jeden Tag - wie eine Großfamilie. Dies sei gelebte christliche Arbeit, so Drewes. Er nutzte seinen Besuch um sich vor Ort zu erkundigen, wie die Kommunalpolitik solche Einrichtungen unterstützen kann. Auf die Frage was sich Brakowski vom Land wünsche, antwortete er „Zuschüsse und Anerkennung für unsere Arbeit bekommen”. Denn genau genommen ist der gelernte Handwerker 24 Stunden lang Ansprechpartner für die meist großen Sorgen und Schicksale der Männer im Alter von 20 bis 35 Jahren. Zu seinem Team zählt Brakowski neben dem Arbeitsbeauftragten Thomas Henschel und Schatzmeister Heiner Burgbacher viele ehemalige Suchtkranke.
Der Tag beginnt für die „Jungs”, wie WG-Vater Brakowski sie nennt, um 5.30 Uhr mit einer Andacht und dem Frühstück in der Wohnküche. Danach teilt Henschel die Arbeiten ein. Um nicht zu vereinsamen, teilen sich zwei Männer ein Zimmer. Brakowski empfiehlt eine Verweildauer von einem Jahr in seiner Einrichtung. Seelsorgerische Gespräche mit den Mitarbeitern helfen Betroffenen bei der Vergangenheitsbewältigung und stellen Zukunfsperspektiven dar. Meist landen die Suchterkrankten durch Arbeitslosigkeit in der Beschaffungskriminalität und letztendlich vor Gericht. Sie haben demnach einen völlig anderen Hintergrund als Straftäter.
Ein Neuankömmling startet im Bereich Garten- und Landschaftsbau. Später übt jeder die Tätigkeit aus, die ihn besonders interessiert. Dadurch entwickelte sich das Angebot für eine hauseigene Ausbildung zum Maler. Der erste Absolvent bewies sich als bester seines Faches im ganzen Landkreis. Um ortsansässigen Unternehmern keine Konkurrenz zu sein, rühren die Arbeiter jedoch keine Werbetrommel für sich. Es ist aber möglich, im Büro der Gefährdetenhilfe anzurufen, um diverse Maler-, Garten- oder Umzugsaufträge zu erteilen. Denn durch diese Kundenarbeiten finanziert sich die Einrichtung. Weitere Einnahmen erhält Brakowski durch Spenden. Jeder Bewohner bestreitet seinen Lebensunterhalt durch Hartz 4 oder anderen Arbeitsförderungsleistungen.
Die Suchtgefährdung habe sich verändert, so Brakoswki. Während früher sozialschwache und reiche Personen gefährdet waren, erkranken heutzutage Menschen aus allen sozialen Schichten. Dies zeigt wie wichtig es ist, dass es Einrichtungen wie die Gefährdetenhilfe in Bad Eilsen gibt. Weitere Zweigstellen befinden sich in Blomberg und Helpup.
Auch wenn viele kommen und gehen - Freunde bleiben sie meist für immer, so der WG-Vater.
Fotos:wa