Mit einem freundlichen „Hello” öffnet Julie Hahn die Tür und lässt den Gast in das Haus. Erst im weiteren Gespräch merkt man der 17-jährigen Schülerin an, dass Deutschland nicht ihr Zuhause ist, obwohl der Name typisch deutsch klingt. Sie ist Austauschschülerin aus Lewistown, einem kleinen Städchen in Montana, einem amerikanischen Bundesstaat im Norden des Landes zur Grenze nach Kanada. Insgesamt wird Julie knapp ein Jahr im Auetal bleiben und in Rinteln im Gymnasium Ernestinum zur Schule gehen. Obwohl ihre Urgroßeltern aus Deutschland stammen, sprach die Amerikanerin kein Wort deutsch, als sie im Sommer über Hamburg (wo sie einen dreiwöchigen Intensiv-Deutsch-Kurs erhielt) ins Auetal zur Familie Ocker kam. Inzwischen hat sie sich in der Familie gut eingelebt und in der 18-jährigen Leoni Ocker eine Freundin gefunden, die gut nachempfinden kann, allein im Ausland zu leben, war sie doch selbst als Austauschschülerin in den USA. Zustande gekommen ist der Besuch durch das parlamentarische Partnerschaftsprogramm zwischen dem Bundestag und dem amerikanischen Kongress. „Dieser wechselseitige Austausch von jährlich 400 jungen Bürgern soll die Freundschaft zwischen den Ländern vertiefen und die Beziehungen verbessern”, so der heimische Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, der bei seinem Besuch in Rolfshagen vor allem der Familie Ocker seinen Dank aussprechen wollte. „Auf einen Platz kommen 100 bis 150 Bewerbungen und es ist nicht immer einfach, dazu auch die passende Familie zu finden”, umschreibt der Politiker die Situation. Die Schülerin aus Übersee ist das erste Mal im Ausland und ist überrascht über das große Wissen der deutschen Schüler, allerdings findet sie das Schulsystem in ihrer Heimat besser. Die Dreigliederigkeit der deutschen Schule sei ungerecht gegenüber den Schülern. „Wir bleiben all die Schuljahre zusammen, lernen zusammen, treiben Sport zusammen und haben viel Spaß in der Freizeit zusammen”, so Julie Hahn, die in Lewistown ganztags zur Schule geht. Aufgefallen ist ihr aber noch etwas ganz entscheidendes, „deutsche Schüler trinken mehr Alkohol und deutsche Männer können nicht tanzen”. Das Weihnachtsfest wird sie in der Groß-Familie Ocker erleben, vermutlich anders als Zuhause, denn auch schon die Adventszeit wird bei uns besinnlicher gefeiert. Um das deutlich zu unterstreichen, setzt sie ihren eigenen Cowboy-Hut auf, der im Gepäck war, als sie die große Reise in ein unbekanntes Land antrat. Für Dorothea Ocker hatte der Bundestagsabgeordnete noch eine kleine Weihnachtsüberraschung parat, als er der Auetalerin mit einer Begleitperson ihrer Wahl eine Einladung aussprach, im nächsten Jahr der Bundeshauptstadt Berlin einen dreitägigen Besuch abzustatten. Foto: tt
Ein amerikanisches Cowgirl aus Montana zu Gast im Auetal.

Dorothea und Leoni Ocker mit Julie Hahn und Sebastian Edathy (v.li.), die bei adventlichem Kerzenschein Erfahrungen austauschen zwischen der deutschen und amerikanischen Schule.