Bückeburg brodelt. Wer jetzt an einen geheimen politischen Coup oder den Aufstieg eines neuen Sterns am Kommunalhimmel denkt, irrt. Nein, die Stadt vibriert wegen eines spektakulären Vorhabens: Es geht um Sitzmöbel.
Man könnte dabei fast meinen, in Bückeburg stehe die nächste Oscar-Verleihung an, so dramatisch wie hier gerade ein öffentliches Theater inszeniert wird. Dabei geht es nicht etwa um ein gigantisches Infrastrukturprojekt oder die Rettung des Weltklimas – nein, der Aufreger des Monats: Sitzmöbel. Bunte Sitzmöbel, um genau zu sein.
Ja, genau. Bunte Sitzmöbel für die Innenstadt! Was in einer unscheinbaren – aber nicht-öffentlichen - Sitzung des Stadtrats als Anregung für die Innenstadt besprochen wurde, hat sich inzwischen zu einem regelrechten Kriegsgebiet auf den sozialen Plattformen entwickelt. Das hat mehrere Gründe, die ich selbst kaum durchschauen kann. Bevor ich Sie nun aber mit den Fakten langweile, werfen wir lieber einen Blick auf das Resultat.
Das Problem liegt tiefer
Das Ganze war wie ein Funken an der Zündschnur oder der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Der amtierende Bürgermeister Axel Wohlgemuth möchte es nicht länger hinnehmen, dass „Falschaussagen und Fehlinformationen“ seine Arbeit und die der Verwaltung behindern – und jetzt geht es um deutlich mehr, als nur um die so heiß diskutierten Sitzgelegenheiten. Und das ist, ohne Partei ergreifen zu wollen, auch das Recht des Bürgermeisters, jetzt einmal Tacheles zu sprechen. Er bemängelt die Wiedergabe falscher Preise für die Sitzmöbel und auch eine in sich falsche Darstellung der Sachlage. Das Problem liegt aber tiefer. Viel tiefer, und einige Jahre zurück.
In einer Art digitalem Fechtsport duellieren sich Politiker, Ex-Bürgermeister-Kandidaten mit Wohlgemuth in der Tagespresse und auf Facebook und Instagram. Und wie es sich für einen echten Dramenabend gehört, bleibt der Dialog eher… sagen wir mal, lautstark.
Das eigentliche Thema scheint dabei zur Nebensache zu verkommen, das ist auch gut so, denn die Sitzmöbel haben mit dem Streit sicher gar nichts zu tun. Die Bürger schauen teils amüsiert, teils empört zu. Ein Leserbrief der uns erreichte spricht gar von einem „Schmierentheater“ und fragt sich, ob der eigentliche Zweck der Aktion das Wohl der Stadt ist – oder doch nur das eigene Selbstmarketing. So bewegt sich das Drama auf einem schmalen Grad zwischen Satire und Populismus.
Mein Fazit
Aber mal ehrlich: Wenn das größte Problem in Bückeburg bunte Stühle sind, können wir uns doch entspannt zurücklehnen – auf eben diesen Stühlen. Und wenn die Machtspielchen einiger Lokalpolitiker weiter so eskalieren, dann gibt es am Ende vermutlich nur einen logischen Schluss: Das nächste Duell wird im Sitzen ausgetragen.